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Politik: Roms Schein-Sieg (Kommentar)

Der Papst hat gewonnen, die Bischöfe geben nach. So lange haben sie Rom davon überzeugen wollen, dass die katholische Kirche sich weiter an der Schwangeren-Beratung beteiligen muss - und jetzt wird es doch keinen Beratungsschein mehr geben.

Der Papst hat gewonnen, die Bischöfe geben nach. So lange haben sie Rom davon überzeugen wollen, dass die katholische Kirche sich weiter an der Schwangeren-Beratung beteiligen muss - und jetzt wird es doch keinen Beratungsschein mehr geben. Das ist er, der Ausstieg. Innerkirchlich heißt das: Rom setzt sich über Interessen seiner Teilkirchen hinweg. Die pure Gesinnung siegt - wie traurig. Ein Pyrrhus-Sieg ist es außerdem. Die Amtskirche kann zwar sagen, sie beteilige sich nicht mehr an einem System, das Abtreibung (wenn auch nur in Notlagen) legimitiert. Auf der anderen Seite verliert die katholische Kirche jedoch genau damit die Chance, schwangere Frauen in Konfliktsituationen zu erreichen. Man könnte auch sagen: sie zu beeinflussen. In Zukunft wird nicht weniger abgetrieben werden. Ob die Amtskirche damit glaubwürdiger wird in ihrem Kampf für das ungeborene Leben? Das ist eine doppelbödige Lösung: Damit die Bischöfe sich offiziell heraushalten, soll die Laienorganisation "Donum vitae" als Träger- und Förderverein für die Beratung einspringen. Rom grollt schon wieder, nur wird der Groll den Förderverein nicht erreichen; der ist nämlich bürgerlichen Rechts. Aber die Menschen, die ihn tragen, die müssen mit Kirchenstrafen rechnen, bis hin zur Exkommunikation. Das ist mittelalterlich. Auf Einflussnahme verzichten kann der Papst jedoch auch nicht: weil ihm sonst Doppelmoral vorgehalten würde. Das Dilemma nimmt kein Ende.

rfi

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