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Politik: RONALD STEEL

Er ist Befürworter einer minimalistischen Außenpolitik. Kein Wunder also, dass Ronald Steel, Jahrgang 1931, den amerikanischen Befürwortern großer Interventionen, ob humanitäre Linke oder expansionistische Rechte, äußerst skeptisch gegenüber steht.

Er ist Befürworter einer minimalistischen Außenpolitik. Kein Wunder also, dass Ronald Steel, Jahrgang 1931, den amerikanischen Befürwortern großer Interventionen, ob humanitäre Linke oder expansionistische Rechte, äußerst skeptisch gegenüber steht. Liberale und Neokonservative, schreibt Steel, „sind sich in ideologischer Zielsetzung und moralischer Argumentation in Wahrheit ähnlicher als sie zugeben“. Dass sie sich beide auf Woodrow Wilson berufen, zu Recht, wie Steel meint, mache die Sache nicht besser. Wilsons Erbe, vor allem dessen heute so populäres Mantra eines weltweiten Demokratie-Exports, ist aus seiner Sicht „gewaltig und gefährlich“.

Steel, der an verschiedenen US-Universitäten unterrichtet hat, Fellow des Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington und des Berliner Wissenschaftskollegs war, lehrt an der University of Southern California als Professor für internationale Beziehungen.

So zeitgemäß Steels Kritik am modernen Wilsonianism klingt, er spricht so nicht erst seit George W. Bush Präsident ist: Schon 1971 war er davon überzeugt, dass die Nato als Abschreckungsinstrument „sinnlos sei“ und in „Temptations of a Superpower“ (1995) plädiert er für eine Außenpolitik, die sich an den zentralen Bedürfnissen der Amerikaner orientiert und sich gleichzeitig dem Rest der Welt frei von Idealismus nähert. Die Demokratisierung der Welt, warnt Steel, sei ein unerreichbares Ziel.

Diese Form von außenpolitischem Realismus, die sich in der Tradition von Walter Lippmann (über den Steel eine Biographie verfasst hat) und George Kennan („unser Ratgeber und unser Gewissen“) sieht, erkennt aber auch die heute Ausnahmestellung der USA an. In einem Artikel für „The Nation“ räumt Steel ein, dass die USA das sind, was sie seit 1945 sind: „eine große imperiale Macht“. Bushs Sprache und Methoden mögen kruder sein als die seiner Vorgänger, doch „er singt die bekannte Melodie, und daran wird sich vermutlich auch wenig ändern, unabhängig davon, wer im Weißen Haus wohnt“. Ein solches Imperium ist nicht mehr von außen gefährdet, vielmehr drohe die amerikanische Demokratie durch diese globale Hegemonie Schaden zu nehmen.

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