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Pakistan

© AFP

Rote Moschee: Koranschüler bereit für "Märtyrertod"

In Islamabad haben neue Kämpfe offenbar Todesopfer unter den Islamisten gefordert. Sicherheitskräfte sprengten Löcher in die Mauer der Moschee und setzten gepanzerte Fahrzeuge ein. Nach den Worten des Anführers wollen die Islamschüler bis zum Tode kämpfen.

Die Koranschüler in der belagerten Roten Moschee in Islamabad wollen nach den Worten eines Anführers bis zum Tode kämpfen. "Wir werden das Märtyrertum akzeptieren, aber wir werden nicht aufgeben", sagte der stellvertretende Leiter der Koranschulen, Abdul Rashid Ghazi, dem Sender Geo TV per Telefon aus dem umstellten Komplex in der pakistanischen Hauptstadt. In der Nacht hatte Ghazi noch angeboten, gegen freies Geleit aufzugeben. "Diejenigen, die aufgeben, sollten nicht verhaftet werden", hatte er dem Sender Aaj während einer Feuerpause gesagt. Die Regierung lehnte das Angebot ab und forderte erneut eine bedingungslose Kapitulation.

Heute kam es daraufhin am vierten Tag in Folge zu schweren Kämpfen an der Roten Moschee. Sicherheitskräfte beschossen den Koranschulen-Komplex mit Maschinengewehren und Mörsern, um den Druck auf die Fanatiker zu erhöhen. Nach Angaben der Moschee-Leitung kamen bei dem Mörserbeschuss mindestens 30 Koranschülerinnen ums Leben. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Koranschüler schossen von den Dächern des Komplexes auf die Sicherheitskräfte. Die Behörden bestätigten bislang 19 Todesopfer bei den seit Dienstag andauernden Kämpfen. Augenzeugen und unabhängige Beobachter sprechen dagegen von Dutzenden Toten.

Bombenanschlag auf Soldaten

Bei einem weiteren möglichen Vergeltungsanschlag für den Angriff der Sicherheitskräfte auf die Rote Moschee wurden vier Soldaten getötet. Der Bombenanschlag habe einem Militärkonvoi im Distrikt Swat in der Nordwest-Grenzprovinz gegolten, sagte ein Sicherheitsbeamter, der anonym bleiben wollte. Mehrere Soldaten seien verletzt worden, einige davon lebensgefährlich. Der Beamte schloss einen Zusammenhang mit den Kämpfen an der Roten Moschee nicht aus.

Die Soldaten gehörten zu Verstärkungstruppen, die nach Swat geschickt worden waren, nachdem ein mächtiger lokaler Geistlicher namens Fazallulah seine Unterstützung für die Koranschüler in der Roten Moschee erklärt hatte. Fazallulah gehört der verbotenen Extremistenorganisation Nifaz Shariat-I-Mohammed an und hat Tausende Anhänger. Der Geistliche drohte mit Anschlägen auf Sicherheitskräfte, sollte die Belagerung der Roten Moschee nicht beendet werden. In den vergangenen drei Tagen kam es in Swat zu drei Anschlägen auf Polizisten, bei denen insgesamt sechs Menschen ums Leben kamen.

Kampf für die Einführung der Scharia

Nach Darstellung der Behörden sind unter den Kämpfern in der Moschee auch Mitglieder von Terrororganisationen, die Frauen und  Kinder in dem Gotteshaus als menschliche Schilde missbrauchen. Ghazi sagte dagegen, es seien keine Anhänger terroristischer Gruppen in der Moschee. Die Regierung hat bislang von einem Sturm auf die Koranschulen abgesehen. Präsident Pervez Musharraf hat dazu aufgerufen, Opfer möglichst zu vermeiden.

Ghazi und sein am Mittwoch bei einem Fluchtversuch festgenommener Bruder, Koranschulen-Leiter Maulana Abdul Aziz, kämpfen für die Einführung der Scharia, des islamische Rechtes, in ganz Pakistan. Sie sind offene Anhänger der radikal-islamischen Taliban. Ihre Koranschüler haben in den vergangenen Monaten angebliche Prostituierte zur Umerziehung verschleppt und Inhaber von Musik- und Videoläden aufgefordert zu schließen. Die Zusammenstöße hatten begonnen, als aufgebrachte Koranschüler eine neu errichtete Kontrollstelle der Polizei in der Nähe der Moschee stürmten. (mit AFP, dpa)

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