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Politik: Rote Pfadfinder

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN In der Politik ist es manchmal wie beim Laufen durch ein großes Labyrinth. Man hat ein Ziel, wenn nicht vor Augen, so doch im Kopf.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

In der Politik ist es manchmal wie beim Laufen durch ein großes Labyrinth. Man hat ein Ziel, wenn nicht vor Augen, so doch im Kopf. Man weiß, es wird nicht ganz leicht sein, dorthin zu kommen, es gibt Fallen und Sackgassen. Da ist es dann, in der Politik wie im Labyrinth, gut zu verharren, sich selbst zu verorten, wie das die Selbsterfahrungsscouts wohl nennen würden.

Ende vergangener Woche war wieder so ein Tag. Traurig, dass er vielen von uns entgangen ist. SPD-Generalsekretär Olaf Scholz stellte einen neuen Claim der SPD vor. Ein Claim ist eigentlich, die Abenteurer unter uns wissen das, ein abgegrenztes kleines Stück Boden, auf dem man Gold finden kann, wenn man viel Glück hat. Die SPD hatte nur ein bisschen Glück. Das Gold, das Olaf Scholz präsentierte, war eher verbaler Natur. Meine Großmutter hätte es vermutlich einen Sinnspruch genannt, eine Lebensweisheit. „Das Wichtige tun“ heißt ab sofort und für längere Zeit die taktisch-moralische Devise der Sozialdemokraten, sagt Olaf Scholz.

Das ist ein schöner Spruch. Man kann ihn jeden Morgen vor dem Spiegel aussprechen. Das hilft, nicht das Falsche zu tun. Wir könnten uns vorstellen, dass die St.-Georgs-Pfadfinder diesen Leitsatz auch beherzigen würden. Man muss aber bei der Aussprache genau aufpassen. Das Gegenteil von „Das Wichtige tun“ ist nämlich „wichtig tun“. Nur ein kleines statt eines großen „W“, dazu ein kleines „e“ weniger, eine minimale Sprachschlamperei – und doch ein großer Schritt für eine ehrwürdige Partei weg vom Ruhm tief hinein in die Spaßfraktion. Also, was auch immer die SPD nun künftig ist: Die Partei der deutlichen Aussprache muss sie zwingend werden.

Gerd Appenzeller

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