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Hansjörg Haber hat seinen Rücktritt als EU-Botschafter in der Türkei angekündigt.

© dpa

Rücktritt des EU-Botschafters in der Türkei: Verworrene Welt

Undiplomatische Worte führen zum Rücktritt - weil die Beziehungen zwischen der Türkei und Europa so angespannt sind. Ein Kommentar.

Der deutsche EU-Botschafter Hansjörg Haber hat eine schwierige politische Situation korrekt bewertet. Er tat dies allerdings undiplomatisch und vor schwatzhaften Zuhörern. Das kostet ihn jetzt seinen Posten als Leiter der EU-Delegation in Ankara. Der 63-Jährige hatte die Verhandlungen über das Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei mit einem Sprachbild eingeordnet: „Wir haben ein Sprichwort: Beginnen wie ein Türke und beenden wie ein Deutscher. Hier ist es umgekehrt.“ Damit meinte er den – nach dynamischem Auftakt – schleppenden und teilweise mäandrierenden Verlauf der Gespräche. So soll die Türkei auf Drängen der EU ihre Terrorgesetze nicht mehr auf eigene Abgeordnete anwenden, die nicht nach Erdogans Pfeife tanzen. Die Türkei lehnt das ab, der Ministerpräsident erklärt, eher würde man auf die erhoffte Visafreiheit verzichten. Gleichzeitig mahnt Präsident Erdogan selbst Fortschritte bei den EU-Beitrittsverhandlungen an. Die aber hatte gerade Deutschland in Zeiten eines viel besseren Miteinanders beider Länder immer wieder gebremst, weil die Kanzlerin der Türkei nur eine privilegierte Partnerschaft zugestehen wollte. Das nennt man eine verworrene Lage.

Gerd Appenzeller

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