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Munira Mirza und Premierminister Boris Johnson auf einer Aufnahme aus dem Dezember 2020.

© imago images/ZUMA Wire

Rücktritt von Munira Mirza: Johnsons engste Beraterin schmeißt hin

Nach der „Partygate“-Affäre wird es um Premier Johnson immer einsamer – jetzt geht auch noch eine Mitarbeiterin, die 14 Jahre lang fest an seiner Seite stand.

Seine enge Mitarbeiterin Munira Mirza hat Boris Johnson stets nur in höchsten Tönen gelobt. Nach einflussreichen Frauen in seinem Leben gefragt nannte der 57-jährige Konservative nicht nur seine Großmutter und die englische Nationalheldin Boudicca, sondern auch die Tochter armer Einwanderer aus Pakistan und promovierte Soziologin.

Was politische Diskurse angeht, schwärmte der britische Premier über die Leiterin seiner Grundsatzabteilung, verfüge Mirza über „den stärksten Unsinn-Melder, den ich je gesehen habe“.

Am Donnerstag quittierte Mirza abrupt den Dienst. 14 Jahre lang hatte die 43-Jährige Johnson treu gedient. Dass der verzweifelt um sein Amt kämpfende Johnson aber am Montag im Unterhaus den Labour-Chef Keir Starmer mit der Affäre um den notorischen Sexualverbrecher Jimmy Savile in Verbindung gebracht habe, sei „weder fair noch vernünftig“, sondern „verleumderisch“.

Allen Grabenkämpfen verweigert

Der sensationelle Rücktritt seiner einflussreichen Beraterin wiegt für Johnson umso schwerer, als Mirza sich stets allen Grabenkämpfen in der Downing Street verweigert hatte, auch nicht von der Affäre um die zahlreichen Lockdownpartys berührt war.

Dem konservativen Magazin „Spectator“ zufolge war der stets loyalen Mirza die Entscheidung schwergefallen. „Offenbar kam sie zu dem Schluss, dass die Show vorbei ist“, heißt es dort.

Kaum war Mirzas Abschied öffentlich geworden, rührte Finanzminister Rishi Sunak, Favorit auf Johnsons Nachfolge, in der Wunde: Er werde „Munira vermissen“; die infrage stehende Äußerung „hätte ich nicht gemacht“. Seine unausgesprochene Botschaft an die Konservativen: Ich stehe als nächster Premier bereit.

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Dass der bisher allen Krisen entkommene Johnson um sein Amt kämpfen will, hatte er am Montag unterstrichen. Zuvor hatte die Spitzenbeamtin Sue Gray die vielfachen Verstöße gegen geltende Corona-Vorschriften als „schwer zu rechtfertigendes Verhalten“ gekennzeichnet. Einige der 16 Events „hätten nicht stattfinden dürfen“, der massive Alkoholkonsum am Arbeitsplatz sei inakzeptabel.

Vertrauen verloren

Dem Regierungschef und seinem Leitungsteam attestierte die Staatssekretärin „Führungsversagen und mangelndes Urteilsvermögen“.

Mehrere Mitglieder des liberalkonservativen Parteiflügels haben zuletzt öffentlich bekundet, sie hätten das Vertrauen in den Chef verloren. Der unternahm nach Mirzas Rücktritt den Versuch, die Initiative zurückzugewinnen. Der oberste Beamte der Downing Street, Johnsons Büroleiter sowie sein Pressesprecher mussten ihre Posten verlassen – alle drei waren tief in die Lockdownparty-Affäre verstrickt.

Am Freitag entließ Johnson seine verbliebenen Mitarbeiter mit der Bemerkung ins Wochenende, Veränderung sei gut. Möglich, dass dies seine konservativen Fraktionskollegen zunehmend auch so sehen – und es zu einer Vertrauensabstimmung über Johnson kommt.

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