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Rücktrittsforderungen: Machtkampf bei Linken spitzt sich zu

Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, sieht sich massiven Anfeindungen aus der eigenen Partei ausgesetzt. Damit reißen zugleich alte Gräben zwischen der früheren WASG im Westen und der ostdeutschen PDS wieder auf.

Berlin - Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, sieht sich massiven Anfeindungen aus der eigenen Partei ausgesetzt. Damit reißen zugleich alte Gräben zwischen der früheren WASG im Westen und der ostdeutschen PDS wieder auf. In Briefen an Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi werfen die Vorsitzenden der beiden Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Bartsch Illoyalität gegenüber Parteichef Oskar Lafontaine vor – und fordern seinen Rückzug.

In den Machtkampf schaltete sich am Mittwoch der ansonsten eher zurückhaltende Parteivorsitzende Lothar Bisky ein. „Selbstzerfleischend übereinander herzufallen schadet dem Ansehen unserer Partei“, mahnte Bisky seine westdeutschen Genosssen. „Wir alle brauchen Oskar Lafontaine, aber auch Dietmar Bartsch, dessen Verdienste um die Entwicklung der Partei nicht ignoriert werden sollten“, sagte Bisky weiter. Was er an Mutmaßungen und an Unterstellungen gegenüber Bartsch lese, „geht so nicht“.

Kern der Vorwürfe ist, dass Bartsch am Stuhl des Parteichefs Lafontaine säge. In beiden Briefen heißt es laut Stern Online, Bartsch habe Gerüchte über das Privatleben Lafontaines gestreut, die im November vergangenen Jahres zu einem „Spiegel“-Bericht über eine angebliche Affäre des Parteichefs geführt hätten. Er habe sein Amt missbraucht, heißt es.

Der Landesvorsitzende der Linken in Baden-Württemberg, Bernd Riexinger, warf Bartsch am Mittwoch vor, er habe die Nachfolgedebatte in der Partei nicht unterbunden, nachdem Lafontaine seine Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte. „So ein Verhalten ist nicht in Ordnung“, sagte er. NRW-Landeschef Wolfgang Zimmermann sagte, es sei sehr wichtig, dass im geschäftsführenden Parteivorstand insbesondere zwischen den Parteichefs und dem Bundesgeschäftsführer ein Vertrauensverhältnis bestehe. „Danach sieht es im Augenblick nicht aus“, sagte Zimmermann.

Bartsch selbst lehnte einen Rücktritt ab. Er ließ aber zugleich offen, ob er auf dem Parteitag im Mai erneut als Bundesgeschäftsführer kandidieren werde. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wies er als „absurd“ zurück. Bartsch sagte, er selbst habe die Nachfolgedebatte gestoppt. Auch sei die Unterstellung „abwegig“, er habe Gerüchte über eine Affäre Lafontaines gestreut.

Der Reformerflügel in der Linken warnte davor, Ost gegen West auszuspielen. Bartsch sei für viele Mitglieder „eine wichtige Integrationsfigur“, er sei ebenso wie Lafontaine wichtig für den Erfolg der Linken, heißt es in einer Erklärung des Forums demokratischer Sozialismus. Auch die Vorsitzenden der ostdeutschen Landesverbände haben sich demonstrativ hinter den Bundesgeschäftsführer gestellt. Der Fraktionschef im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, mahnte seine Genossen: „Die Zeit ritualisierter Menschenopfer ist vorbei.“ Cordula Eubel

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