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Politik: Rückzug auf Raten

Scharping möchte SPD-Parteivize bleiben – aber Ministerpräsident Beck steht als Nachfolger bereit

Nein, so will Rudolf Scharping das Ende seiner politischen Karriere denn doch nicht einläuten. Oder einläuten lassen. Da berichtet die in Ludwigshafen erscheinende Zeitung „Rheinpfalz“ am Freitag, der ehemalige Parteivorsitzende und Kanzlerkandidat werde beim SPD-Parteitag im November in Bochum nicht mehr für das Amt des stellvertretenden Parteivorsitzenden kandidieren. Falsch, erklärt Scharping gegenüber dem Tagesspiegel: „Es gibt keinen neuen Sachstand gegenüber den Erklärungen von vor zwei Monaten.“ Damals hatte Scharping ein wenig überraschend angekündigt, er halte sich die erneute Kandidatur offen. „Ja, die Frage einer Kandidatur bleibt in der Tat weiter offen“, so Scharping am Freitag.

Noch deutlicher äußerte sich Scharping im SWR. Dem Sender sagte er, der „Rheinpfalz“-Bericht sei eine „Unverschämtheit“. Er habe mit niemandem über einen möglichen Rückzug gesprochen. Nun hatte sich das Blatt seine Informationen allerdings nicht aus den Fingern gesogen. Als Quelle nennt die Zeitung die Führung der rheinland-pfälzischen SPD. Scharping habe in einem Gespräch mit Parteifreunden in Mainz seinen Verzicht erklärt. Ebenfalls am Freitag bekräftigte der SPD-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, er werde in Bochum für einen Posten unter den fünf Stellvertretern Schröders kandidieren. Gegenwärtig sind dies Wolfgang Clement, Wolfgang Thierse, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Renate Schmidt und Scharping. Der hatte bei seiner letzten Wahl im November 2001 in Nürnberg mit 58,7 Prozent das bei weitem schlechteste Ergebnis aller Vizevorsitzenden eingefahren. Im Juli 2002 wurde er dann als Verteidigungsminister entlassen und durch Peter Struck ersetzt.

Der 55-Jährige ließ nun seine Sprecherin erklären, bei der Sitzung des Parteivorstands am 27. Oktober werde „eine Entscheidung fallen“. Die muss auch fallen. Bereits im Februar hatte die Landespartei Beck zur Kandidatur aufgefordert. Allgemein waren die Mainzer Genossen davon ausgegangen, dass Scharping aufgrund mangelnder Wahlchancen verzichten werde. Dies gilt auch weiter als wahrscheinlich. Nur will Scharping, der zuletzt als Kritiker von Gerhard Schröders Irak-Kurs auffiel, den Zeitpunkt des Rückzugs offenbar selbst bestimmen.

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