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Designierte Fraktionschefs: Linken-Politiker Dietmar Bartsch, Sahra Wagenknecht

© Oliver Berg/dpa

Rückzug von Gregor Gysi: Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch werden Oppositionsführer

Die Würfel sind gefallen: Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sollen im Herbst die neuen Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag werden.

Von Matthias Meisner

Die Frontfrau des linken Parteiflügels und der ostdeutsche Reformer haben sich entsprechend verabredet und sind bereit, gemeinsam die Nachfolge von Gregor Gysi anzutreten, wie der Tagesspiegel aus Fraktionskreisen erfuhr. Den offiziellen Vorschlag dazu werden die beiden Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Montag nach einer Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstandes machen. In der Fraktion gewählt wird am 13. Oktober. Die Wahl der beiden ehemaligen PDS-Politiker gilt als sicher. Jede andere Lösung als die Wahl der beiden Favoriten würde „gruppendynamische Probleme“ aufwerfen, hieß es aus der Fraktion.
Bartsch und Wagenknecht sind nicht nur die Wunschkandidaten von Gysi, auch einflussreiche Vertreter der verschiedenen Parteiflügel haben sich für das Duo ausgesprochen. Die Vorsitzenden des linken Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Ralf Michalowsky und Özlem Demirel, bezeichneten die 45-jährige Wagenknecht am Dienstag als „Spitzenfrau“. Ebenfalls schon bisher habe auch der 57-jährige Bartsch „eine wichtige Rolle für das linke Projekt“ eingenommen. Die NRW-Linke zeigte sich „sicher, dass die beiden miteinander können und gut zusammenarbeiten werden“.
Der Vorsitzende der Linken in Sachsen, Rico Gebhardt, zeigte sich zuversichtlich, dass Bartsch und Wagenknecht gut zusammenarbeiten werden. „Man lässt sich gegenseitig genügend Spielraum“, sagte er im MDR. Bartsch bescheinigte er „gutes organisatorisches Talent“, Wagenknecht hingegen sei ein „gutes Aushängeschild“, die „Massen mobilisieren“ könne. Der Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich, Wortführer des Reformerflügels, hatte bereits am Sonntag am Rande des Parteitages eine Empfehlung zur Wahl von Bartsch und Wagenknecht abgegeben.

Gysi hatte am Sonntag auf dem Bielefelder Parteitag erklärt, seine Entscheidung zum Verzicht auf den Fraktionsvorsitz ab 2015 habe er bereits vor der Bundestagswahl 2013 getroffen und damals „verantwortlichen Genossinnen und Genossen des Parteivorstandes und der Fraktion“ mitgeteilt. Bei Wagenknecht kam diese Botschaft aber offenbar nicht an. Im März erklärte sie, ausgehend von einer erneuten Gysi-Kandidatur, dass sie im Herbst nicht als Fraktionsvorsitzende antreten werde. Nach Gysis Rede auf dem Parteitag sprach sie von einer „neuen Situation“, sie werde nun „zeitnah“ entscheiden.
Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht gehören zwar unterschiedlichen Flügeln an, haben aber als Vize-Fraktionschefs gut zusammengearbeitet. Im März vergangenen Jahres veröffentlichten sie gemeinsam ein Strategiepapier „Wir sind die Opposition“ und dokumentierten so, dass sie durchaus bereit sind, an einem Strang zu ziehen.

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