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Rüstung: Russisches Militär testet neue Interkontinentalrakete

Russland hat überraschend eine neue Interkontinentalrakete getestet, gegen die das geplante US-Raketenschild in Osteuropa machtlos sein soll. Die neuen Geschütze würden Russland vor den "Nachbarn im Süden und Osten" schützen.

Moskau - Russland hat mitten im Streit mit der Nato um KSE-Vertrag und US-Raketenabwehr nach eigenen Angaben erstmals eine neue Interkontinentalrakete vom Typ RS-24 getestet. Sie kann mit Mehrfachsprengköpfen ausgerüstet werden und ist angeblich vom Gegner nur schwer abzufangen. Die Rakete sei vom nordrussischen Übungsgelände Plessetzk abgefeuert worden und zielgenau 6500 Kilometer östlich auf der Halbinsel Kamtschatka niedergegangen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Damit könne Russland im Ernstfall jede gegnerische Abwehr überwinden, sagte der für Militärfragen zuständige Vize-Regierungschef Sergej Iwanow.

Bei der RS-24 handelt es sich nach Einschätzung von Experten um eine Variante der Rakete vom Typ Topol-M (Nato-Bezeichnung SS-X-27). Ebenfalls am Dienstag begann Russland weitere Tests mit einer neuen Variante der Kurzstreckenrakete vom Typ "Iskander-M". Iwanow begründete die "Anschaffung neuester Präzisionswaffen" mit dem Argument, einige Länder rüsteten gefährlich auf. "Unsere Nachbarn im Süden und Osten statten sich mit Raketen von kurzer und mittlerer Reichweite aus. Das ist für uns eine reale Bedrohung", sagte der frühere Verteidigungsminister nach Angaben der Agentur Interfax. Iwanow ließ offen, ob er Iran, Nordkorea oder auch China meinte.

INF-Vertrag "Überbleibsel aus dem Kalten Krieg"

Die Aufrüstung vor den Grenzen Russlands zeige einmal mehr, dass der sowjetisch-amerikanische Vertrag über das Verbot der Kurz- und Mittelstreckenraketen nicht mehr wirksam sei. US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow hatten 1987 in Washington die Vernichtung aller Raketen von 500 bis 5500 Kilometern Reichweite vereinbart. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar dieses Jahres nannte Iwanow den so genannten INF-Vertrag ein "Überbleibsel aus dem Kalten Krieg", das nicht ewig Bestand haben werde.

Zugleich bekräftigte der Vize-Regierungschef die russische Haltung im Konflikt um den Abrüstungsvertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE). Die Nato-Staaten müssten endlich den Vertrag ratifizieren. Am Vortag hatte Moskau die Nato-Staaten zu einem Krisentreffen zur Rettung des KSE-Vertrags Mitte Juni in Wien aufgefordert. Präsident Wladimir Putin hatte im April damit gedroht, sich nicht mehr an den Vertrag zu halten, der Obergrenzen für schwere Waffen wie Panzer, Geschütze und Flugzeuge vorsieht. (tso/dpa)

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