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Politik: Russische Soldaten nun per Schiff in das Kosovo

MOSKAU . Die russischen Medien nannten die neuen Komplikationen bei der Entsendung russischer KFOR-SOldaten ins Kosovo bereits "Skandal der Woche".

MOSKAU . Die russischen Medien nannten die neuen Komplikationen bei der Entsendung russischer KFOR-SOldaten ins Kosovo bereits "Skandal der Woche". Am Sonnabend hatten Ungarn, Bulgarien und Rumänien Rußland, das nicht über eine direkte Grenzen zu Jugoslawien verfügt, erneut die Überflugrechte für die Truppentransporter verweigert. Gestern sollten insgesamt 1800 Mann aus den Elitedivisionen der Luftlandetruppen in Zentralrußland und damit knapp die Hälfte der russischen Friedenskontingente in die Krisenregion geflogen werden. Nach der Absage wurden die bereits startklaren Transporter wieder entladen.

Die drei ehemaligen Ostblockstaaten begründeten ihre Absage mit fehlender Abstimmung technischer Einzelheiten. Rumänien und Bulgarien hatten allerdings bereits am letzten Wochenende, als Moskau Navigationstechnik für den Flughafen von Pristina und das dazu erforderliche Begleitpersonal einfliegen ließ, beanstandet, daß Rußland sich nicht an die Abmachungen halte. Beide Staaten hatten gefordert, daß zwischen den einzelnen Flügen ein Mindestabstand von vier Stunden liegen müsse. Moskau indes hatte sich einseitig darüber hinweggesetzt..

Hochrangige russische Militärs indessen sprechen von einer Provokation, hinter der sie die USA vermuten. Anlaß ist eine Mitteilung der "New York Times", die am Sonnabend meldete, Nato-Generalsekretär Javier Solana selbst habe die drei osteuropäischen Staaten um Verweigerung der Überflugrechte ersucht. Rußland, so zitiert das Blatt nach Moskauer Darstellung einen Beamten der Clinton-Administration, wolle de facto die Abmachungen von Helsinki revidieren und weigere sich, Befehle des Oberkommandos der KFOR-Truppe auszuführen. Daß der Kreml in der Tat mit dem von Jugoslawien-Sonderbotschafter Viktor Tschernomyrdin in der finnischen Hauptstadt ausgehandelten Kompromiß zunehmend unzufrieden ist, zeigt die geplante Demontage Tschernomyrdins. Dieser sei nach seiner Wahl zum Gasprom-Aufsichtsratsvorsitzenden mit beiden Funktionen "wahrscheinlich überfordert", sagte Boris Jelzin am Freitag.

Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums bezeichnete das neue Hickhack um Rußlands Beteiligung an der Friedenstruppe als "völlig unerwartet" und sagte, alle offenen Fragen seien mit der Nato letzte Woche in Brüssel geklärt worden. Dazu gehörte die Forderung Moskaus, daß Teile der russischen Einheiten auch im italienischen Sektor stationiert würden, da ansonsten die im Süden und im Norden stehenden russischen Verbände nicht befriedigend miteinander kommunizieren könnten.

Moskau will nun das Gros seiner Blauhelme per Schiff in die Krisenregion transportieren. Nato-Mitglied Griechenland hatte Rußland gleich nach dessen erstem Ersuchen in der vergangenen Woche Erlaubnis für die Landeoperationen in den Häfen Thessaloniki und Katerini erteilt. Von dort aus sollen Mannschaften und Technik auf dem Landweg über Mazedonien ins Kosovo einrücken. Daher ist das Gros der Einheiten schon per Eisenbahn Richtung Süden unterwegs. Der Konvoi, der aus fünf Kampf- und zwei Begleitschiffen besteht und gegenwärtig in den Schwarzmeerhäfen Noworossijsk und Tuapse zusammengestellt wird, soll Anfang der Woche in See stechen und braucht für den Weg nach Griechenland etwa sieben Tage.

Die türkische Regierung hat dem russischen Verband für den 10. und 11. Juli die Erlaubnis zur Durchfahrt der Meerengen erteilt.

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