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Politik: Russische Soldaten rücken in Vororte von Grosny vor - Moskau setzt Kopfgeld auf tschetschenischen Rebellen aus

Kleinere Gruppen russischer Soldaten sind am Dienstag in Vororte von Grosny vorgerückt. Wie mehrere russische Medien unter Berufung auf die russische Armeeführung berichteten, marschierten erste Erkundungstrupps durch die westlichen Vororte der tschetschenischen Hauptstadt.

Kleinere Gruppen russischer Soldaten sind am Dienstag in Vororte von Grosny vorgerückt. Wie mehrere russische Medien unter Berufung auf die russische Armeeführung berichteten, marschierten erste Erkundungstrupps durch die westlichen Vororte der tschetschenischen Hauptstadt. Es sei zu Gefechten mit tschetschenischen Kämpfern gekommen. Angaben zu möglichen Opfern machten die Militärs jedoch zunächst nicht.

Die tschetschenische Militärführung teilte unterdessen mit, dass ein tschetschenisches Kommando in der Nacht zum Dienstag russische Stellungen im benachbarten Inguschetien angegriffen habe. Dabei seien 38 russische Soldaten getötet und rund hundert weitere verletzt worden.

Die tschetschenischen Guerilla-Kämpfer hätten russische Stellungen in den Orten Tschemulga und Nesterowskaja angegriffen, hieß es in Grosny. Eigene Verluste habe es nicht gegeben. Das russische Verteidigungsministerium dementierte allerdings diese Angaben. Die russische Regierung hat ein Kopfgeld von einer Million Dollar (1,83 Millionen Mark) auf den Tod des tschetschenischen Rebellenführers Schamil Bassajew ausgesetzt. Eine entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur Interfax bestätigte der russische General Gennadi Troschew am Dienstag gegenüber der Moskauer Zeitung "Komsomolez". "Wir haben beschlossen, ein Preisschild an Bassajews Kopf zu heften", ergänzte der russische Truppenkommandeur in Dagestan. "Der Bandit muss vernichtet werden, er hat schon zu viel Unglück über Russland und sein eigenes Volk gebracht."

Nach tschetschenischen Angaben kam es unterdessen in der Nähe der tschetschenischen Stadt Gudermes zu weiteren heftigen Kämpfen mit den russischen Streitkräften. Auch in der Umgebung der Ortschaft Engel-Jurt sei es zu Kämpfen gekommen. Bei den Gefechten seien insgesamt angeblich weitere 43 russische Soldaten getötet worden.

Russland hat die Zahl der tschetschenischen Kriegsflüchtlinge am Dienstag mit 190 000 angegeben. Fast 170 000 von ihnen seien nach Inguschetien geflohen, das im Westen an die russische Republik Tschetschenien grenze, teilte das Ministerium für Zivilschutz in Moskau mit. 14 000 kampierten noch unter freiem Himmel. Die Regierung plane den Bau von Zeltlagern und anderen Notunterkünften.

Neben Inguschetien haben auch andere russische Regionen Flüchtlinge aufgenommen: In Nordossetien sind es offiziellen Angaben zufolge 10 000, im Gebiet Stawropol 4000 und in Dagestan 4000. Russische Soldaten sperrten am vergangenen Wochenende die letzte freie Straße von Tschetschenien nach Inguschetien. Damit wurde Hunderten der Fluchtweg abgeschnitten.

Trotz des Krieges in Tschetschenien tritt der russische Präsident Boris Jelzin (68) an diesem Mittwoch einen mindestens einwöchigen Urlaub an. Das meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Jelzins Sprecher Dmitri Jakuschkin. Der Präsident werde einen Teil des Urlaubs am Schwarzen Meer verbringen, hieß es.

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