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Die "Nachtwölfe" - hier auf dem Gelände des Clubs ins Moskau - gelten als Nationalisten und als Stalin-Verehrer. Auf der Fahne steht: "Für die Heimat! Für Stalin!"

© Ulf Mauder/dpa

Russischer Motorradclub: Doch keine "Nachtwölfe" in Deutschland

"Nachtwölfe nach Deutschland eingereist" - diese Schlagzeile stimmte nicht: In Bayern sind derzeit nur einige Sympathisanten des russischen Motorradclubs unterwegs, dessen Mitglieder am 9. Mai in Berlin sein wollten. An der Fähre aus Finnland wurde ein "Nachtwolf" gestoppt.

Für den nationalistischen russischen Motorradclub „Nachtwölfe“ ist ihre geplante „Siegesfahrt“ schon jetzt ein großer PR-Erfolg. Auf den Spuren der Roten Armee wollten sie zur Erinnerung an den „Tag des Sieges“ über Hitler-Deutschland auf ihren Motorrädern nach Berlin fahren. Doch Polen stoppte die Gruppe in der vergangenen Woche an der weißrussisch-polnischen Grenze. Nahezu täglich berichten Medien in mehreren europäischen Ländern über die Aktion der kremlnahen Gruppe, die „Nachtwölfe“ selbst schreiben in ihrem Blog über ihre Versuche, doch noch irgendwie bis nach Berlin zu gelangen. „Nachtwölfe nach Deutschland eingereist“, lautete am Sonntagabend eine der Schlagzeilen. Aber unter den zehn Personen, die am Sonntag im bayerischen Bad Aibling von der Bundespolizei gestoppt wurden, war kein einziger „Nachtwolf“.

Russische Diplomaten begleiten die Gruppe

„Es waren keine Vollmitglieder der Rockergruppierung dabei“, betonte ein Sprecher der Bundespolizei. Es habe sich um Sympathisanten der „Nachtwölfe“ und Familienangehörige gehandelt. Der Gruppe gehörten sieben Erwachsene und zwei Kinder aus Russland sowie ein Österreicher an. Zwei der Russen hatten Diplomatenpässe. Die übrigen verfügten offenbar über von der deutschen Botschaft in Moskau ausgestellte Visa. Nur der Österreicher saß auf einem Motorrad, alle anderen waren in Autos unterwegs.

Die Gruppe übernachtete in München und wollte am Montag weiter nach Dachau fahren, um die Gedenkstätte auf dem Gelände des nationalsozialistischen Konzentrationslagers zu besuchen.

Drei „Nachtwölfen“ war am Donnerstag die Einreise nach Deutschland am Flughafen Berlin-Schönefeld verweigert worden, sie wurden daraufhin in ein Flugzeug nach Moskau gesetzt. „Die Einreisevoraussetzungen waren nicht gegeben“, sagte dazu der Sprecher der Bundespolizei. Alle drei seien Vollmitglieder der „Nachtwölfe“. Das russische Außenministerium schickte daraufhin eine Protestnote an das Auswärtige Amt in Berlin.

Die drei in Schönefeld abgewiesenen „Nachtwölfe“ hatten gültige Visa in ihren Pässen – ausgestellt von der deutschen Botschaft in Moskau. Warum diese am 13. April jemandem ein Visum erteilte, der am 30. April offenbar als Gefahr für die innere Sicherheit Deutschlands eingestuft wurde, ist weiterhin unklar. Das Auswärtige Amt wollte sich dazu bereits am Wochenende auf Nachfrage nicht äußern.

"Nachtwolf" an der Fähre aus Finnland gestoppt

Ein weiterer „Nachtwolf“ versuchte über Finnland nach Deutschland zu gelangen. In seinem Blog veröffentlichte der Motorradclub ein Foto, das auf der Ostseefähre aufgenommen wurde.  Doch auch diesem „Nachtwolf“ wurde nach Informationen des Tagesspiegels die Einreise verweigert, sein Visum wurde annulliert. „Der ist gerade bei uns“, bestätigte der Bundespolizeisprecher am Montagmittag.

Die drei in Schönefeld abgewiesenen „Nachtwölfe“ machten unterdessen sich auf den Weg nach Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim, um dort den „Tag des Sieges“ zu begehen, der in Russland am 9. Mai gefeiert wird. Der Motorradclub, dessen Chef beste Kontakte zum russischen Präsidenten Wladimir Putin hat, unterstützt das russische Vorgehen im Ukraine-Krieg, der Nationalismus der Gruppe reicht bis zur Stalin-Verehrung.

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