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Politik: Russisches Öl bedroht ein Welterbe

Berlin - Alexandra Koroleva ist eine freundliche Frau, die sich mit einem mächtigen Gegner angelegt hat. Koroleva gehört zur russischen Umweltorganisation Ecodefense und kämpft seit Jahren gegen den Ölkonzern Lukoil.

Berlin - Alexandra Koroleva ist eine freundliche Frau, die sich mit einem mächtigen Gegner angelegt hat. Koroleva gehört zur russischen Umweltorganisation Ecodefense und kämpft seit Jahren gegen den Ölkonzern Lukoil. Der russische Ölkonzern will 22 Kilometer vor dem Unesco-Welterbe, der Kurischen Nehrung, Erdöl fördern. Die Bedenken der Bevölkerung in der russischen Exklave Kaliningrad und in Litauen haben die Regionalbehörden und den Konzern bisher kalt gelassen. „Es gibt nicht einmal einen Katastrophenschutzplan, falls die Nehrung mit Rohöl verseucht wird“, sagt Koroleva.

Deshalb reist die Umweltschützerin in dieser Woche gemeinsam mit einem Kollegen aus Litauen zu den europäischen Banken, die Lukoil bisher großzügig mit Krediten versorgt haben. In den Vorstandsetagen der WestLB, der niederländischen Konsortialführerin ABN Amro, der Deutschen Bank, der belgisch-französischen Dexia, der Deka- und der Hypo- Vereinsbank will Koroleva mit Unterstützung der Nichtregierungsorganisation Urgewald und der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung für ihr Anliegen werben. Am liebsten wäre es Koroleva, wenn die Ölförderung in der Baltischen See ganz eingestellt würde. Schließlich sei die Ostsee schon jetzt stark verschmutzt. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Aber zumindest eines hofft sie: „Wir wollen, dass die Umwelt- und Sozialstandards, die für Europa gelten, auch für Geschäfte mit russischen Konzernen gelten.“

Nicht nur Ecodefence wehrt sich gegen das Ölprojekt. Auch die Unesco hat sich in die Debatte eingeschaltet. Sollten Russland und Litauen nicht bis Juli 2005 eine gemeinsame Umweltverträglichkeitsprüfung und einen Katastrophenplan vorlegen, soll die Kurische Nehrung von der Welterbeliste gestrichen und in der Liste des bedrohten Welterbes geführt werden. Zuzutrauen wäre es ihr. Auch der Kölner Dom wird seit 2004 auf der roten Liste geführt. Und dort sind nur ein paar neue Hochhäuser geplant.

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