zum Hauptinhalt
Künftig wird Putin Russland wieder regieren.

© AFP

Russland: Die Front gegen Putin bröckelt

Russlands Opposition plant am 6. Mai einen neuen Massenaufmarsch. Doch die Kluft zwischen den einzelnen Gruppen wird immer tiefer.

Sergei Udalzow will noch einmal die Massen mobilisieren. 20 000 Teilnehmer hätten sich bereits für die Demo Anfang Mai in Moskau angemeldet, um Neuwahlen und den Rücktritt Wladimir Putins zu fordern, sagt der Mann, der schon die Proteste gegen mutmaßliche Betrügereien bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen in Russland mitorganisiert hatte. Insgesamt rechnet Udalzow am 6. Mai mit bis zu einer Million Menschen aus allen Teilen Russlands. Es ist der Tag, an dem Putin als Präsident vereidigt werden soll.

Am Montag startete die Protestbewegung um Udalzow bereits eine „weiße Woche“. Weiß, Symbol der Gewaltlosigkeit, dominierte schon die Proteste im Winter und soll auch bei Fahrraddemos und dem geplanten Subotnik – Aufräumarbeiten in städtischen Grünanlagen am Samstag – präsent sein. Die Aktionen sollen den Kampfgeist der Bürger wachhalten. Experten sehen für die Zukunft der „Schneerevolution“ allerdings eher schwarz als weiß. Seit den letzten Massenprotesten sind immerhin fünf Wochen vergangen, die Teilnehmerzahlen sind rückläufig und das Interessenbündnis zwischen Liberalen, Linken und Nationalisten steht kurz vor dem Bruch.

Der Aufmarsch im Mai ist bisher nur ein Projekt der Linken um Udalzow. Seine Gewaltbereitschaft verprellt Liberale und Bürgergruppen, die als Motor des Widerstands gelten. Dazu kommt der Konflikt zwischen den Frontleuten virtueller sozialer Netzwerke – neben Udalzow zählen dazu der kritische Blogger Alexei Nawalny und andere Politneulinge –, die Politikern wie Expremier Michail Kasjanow oder Exvizepremier Boris Nemzow nicht über den Weg trauen. Ihr Vorwurf: Die Politprofis hätten erst nach ihrem Rauswurf aus dem Regierungslager zur Opposition gefunden und schielten nach wie vor auf die Macht. Die so Gescholtenen schießen indes zurück und bescheinigen den Newcomern beispielsweise den „politischen Weitblick von Unteroffizieren“. Die Bildung einer linksliberalen „Einheitspartei“ erscheint angesichts der Zerstrittenheit in absehbarer Zeit wenig wahrscheinlich. Die könnte aber ohnehin nur mit Zustimmungsraten von maximal neun Prozent rechnen. Einzeln dürfte jede der Gruppen aus dem Anti-Putin-Lager selbst bei absolut fairen und freien Neuwahlen die Fünf-Prozent-Sperrklausel um Längen verfehlen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false