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Russland-Ermittlungen: Der gute Papadopoulos

Ein Finanzberater aus Michigan wurde auf Twitter durch eine Verwechslung zum Staatsfeind.

Eigentlich wollte George Papadopoulos einfach nur für ein paar Tage sein griechisches Heimatdorf besuchen. Er freute sich auf die ländliche Abgeschiedenheit und den traditionellen Spinatkuchen seiner Mutter. Doch dann begann sein Smartphone am vergangenen Montag dermaßen oft zu vibrieren, dass er die Benachrichtigungen seines Twitteraccounts deaktivieren musste. Verwundert las er, wie ihn wildfremde Menschen wahlweise als Landesverräter beschimpften oder ihm ihre uneingeschränkte Solidarität zusicherten.

Erst ein Blick in die Nachrichten klärte auf: Auf der anderen Seite des Atlantiks war gerade bekannt geworden, dass sich ein Namensvetter von ihm im Zusammenhang mit den Russland-Ermittlungen des Meineids für schuldig bekannt hatte. Im Wahlkampf war dieser George Papadopoulos einst Berater von Donald Trump – nun könnte er zum Kronzeugen gegen den Präsidenten werden. Jener Papadopoulos, der zu diesem Zeitpunkt in Griechenland weilte, ist hingegen ein harmloser Finanzberater aus Michigan. Die einzigen medienwirksamen Weihen, die ihm bislang zuteil wurden, war seine Ernennung zum Experten im Live-Streaming-Blog des „Wall Street Journal“ im Jahr 2013.

Die Verwechslung könnte sich lohnen

Doch für den digitalen Mob war das Bild eines 50-Jährigen mit Sakko und Hemd, das als oberster Suchtreffer bei Twitter erschien, offensichtlich ausreichender Beleg für den Erfolg seiner Recherchen. Zunächst reagierte der falsche Papadopoulos noch mit Humor. Dann schlug seine Stimmung um, und er polterte in einem Tweet: „Zum x-ten Mal, ich bin nicht Trumps Außenpolitikberater! Ich habe keine Verbindung zum Trump-Lager! Keine!" Das mediale Interesse wuchs. Angesichts der zahlreichen Anfragen wolle er nur noch auf Mails antworten, aber „bitte keine Videointerview-Anfragen. Es ist einfach nicht möglich in meinem Elternhaus in einem kleinen griechischen Ort.“

In seinem Heimatdorf gäbe es im Übrigen sehr viele mit Namen George Papadopoulos: „Der Name ist so gewöhnlich, dass es keine große Sache ist.“ Für den Finanzberater könnte sich die Verwechslung derweil lohnen. Seine Follower-Anzahl bei Twitter stieg sprunghaft. Die neuen Fans debattieren bereits, wie er die Verwechslung für sein Geschäft nutzen könne. Schließlich sei der Titel „Der gute Papadopoulos“ für die Branche ein ziemlich vertrauenserweckendes Markenzeichen.

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