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Politik: Rußland fühlt sich gedemütigt

MOSKAU .In Moskau fielen die Reaktionen auf den Militärschlag gegen Irak überaus heftig aus.

MOSKAU .In Moskau fielen die Reaktionen auf den Militärschlag gegen Irak überaus heftig aus.Alle politischen Führer und Fraktionen waren sich einig in der Verurteilung des militärischen Vorgehens.Rußland, das nach den Worten von Außenminister Iwanow nicht über den Militärschlag vorab informiert worden war, fühlte sich gedemütigt.Die Weltmacht muß zusehen, wie die USA und Großbritannien Fakten schaffen.Nur mit der chinesischen Führung sah sich Moskau einig.Ein Telefongespräch mit dem chinesischen Staatschef Jiang Zemin, das Präsident Jelzin am Morgen führte, war eine gewisse Kompensation für die Schmach.

Das russische Fernsehen bemühte, sich das Ansehen des Landes zu wahren, indem es Bilder aus dem Kreml brachte.Für wenige Minuten schien es, als habe Jelzin dort sein militärisches Stabquartier aufgeschlagen.Der Präsident, Premier Primakow, Generalstabschef Kwaschnin und Präsidialamtsleiter Bordjuscha standen um seinen Tisch.Während der Präsident erklärte, die Militäraktion gegen Irak sei nicht hinnehmbar, beugten sich die umstehenden Herren über die Irak-Landkarten und demonstrierten Handlungsbereitschaft.

Primakow nannte den Angriff abscheulich und fühlte sich vom UNO-Chefinspekteur Butler hintergangen.Dieser habe noch vor einigen Wochen bei einem Besuch in Moskau erklärt, die Arbeit seiner Kommission in Irak verlaufe normal.Die plötzliche Kehrtwende komme völlig unvermittelt.Der Militärschlag - so Primakow - sei diesmal nicht von Irak provoziert worden, sondern gehe auf das Gewissen der USA.Der russische Verteidigungsminister Sergejew und Außenminister Iwanow wurden nach Moskau zurückgerufen.Iwanow kündigte für den Fall, daß russische Staatsbürger zu Schaden kämen, ernste Folgen an und forderte die Abberufung Butlers.

ULRICH HEYDEN

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