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Wladimir Putin - ein armer Kerl?

© dpa

Russland: Mutmaßungen über Wladimir

Da ist Wladimir Putin einfach für zehn Tage verschwunden - und schon kocht die Gerüchteküche über. Vielleicht wollte er einfach nur mit einem Kumpel in die verschneiten Berge fahren. Oder zum Après-Ski nach Kitzbühel. Eine Glosse.

Wir müssen uns Wladimir Putin als einen unglücklichen Menschen vorstellen. Gewiss: Er kann sich alles nehmen, was er haben will, das Weiße Haus vielleicht einmal ausgenommen. Möglicherweise stimmt ja auch das kürzlich gestreute Gerücht, er sei der reichste Mann der Welt, was ihn in die Lage versetzen würde, passende Staaten einfach privat zu kaufen, statt irgendwas Anstrengendes mit Separatisten anzuzetteln. Aber was bedeutet das alles – außer der Gefahr, von dort oben schmerzhaft abzustürzen?

Zehn Tage war Putin verschwunden, einfach nicht da. Als er am gestrigen Montag in der Nähe von St. Petersburg wieder auftauchte, hieß es, er habe „ein wenig blass um die Nase“ ausgesehen. Die Gerüchteküche hatte bis dahin reichlich geliefert, wusste von der Niederkunft der Geliebten in der Schweiz oder einer tödlichen Erkrankung. Lastwagen und Hubschrauber am Kreml wurden angestrengt interpretiert, und da und dort hieß es auch, er habe etwas Zeit gebraucht, um Chuck Norris unter den Tisch zu trinken; das ist jener martialische Raufbold, von dem es heißt, er könne sogar eine Fünf-Minuten-Terrine in 30 Sekunden zubereiten.

Vielleicht musste er nur zum Arzt

Das alles mag stimmen oder auch nicht. Vermutlich musste Putin einfach nur mal zum Arzt, Männer um die 60, mein Gott. Aber in seinem Fall ist das natürlich ein höllischer Aufwand, erst mit Speznas-Soldaten die Praxis evakuieren, das Personal zum Schweigen bringen, also ... verpflichten, dann die Narkose aus Sicherheitsgründen ablehnen, Gerüchte z. B. über die Niederkunft der Geliebten streuen, und so fort. Und dann das Risiko, dass in der Kreml-Personalabteilung einer das Attest sieht und laut „Der Chef ist krank“ ruft!

Nun ist auch denkbar, dass Putin zwar kerngesund ist, aber einfach mal genug vom Drohen und Annektieren hatte. Mit einem Kumpel irgendwo in die verschneiten Berge, die Banja anheizen, die Wälder draußen nach essbaren Tieren durchsehen – war es das? Daran erkennen wir seine Not. Denn was, wenn er wie jeder stinknormale Oligarch einfach mal in der Lagune von Venedig vorfahren, in Barbados den Sonnenuntergang genießen oder Après-Ski in Kitzbühel ausprobieren will?

Geht alles nicht. Einerseits wegen der Sicherheit, andererseits, weil sie dort überall Angst bekommen und sofort die Nato rufen würden: Riesenkrawall, womöglich Blutvergießen, widerstrebende Annektion. Und deshalb ist Putin einfach ein armer Kerl.

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