zum Hauptinhalt

Politik: Rußland will weiter mit Milosevic verhandeln

MOSKAU (win).Regierungschef Jewgenij Primakow gab sich hart und kompromißlos: Rußland werde auf NATO-Bombenschläge "extrem negativ" reagieren, drohte er am Mittwoch nach dem Abbruch seiner USA-Reise.

MOSKAU (win).Regierungschef Jewgenij Primakow gab sich hart und kompromißlos: Rußland werde auf NATO-Bombenschläge "extrem negativ" reagieren, drohte er am Mittwoch nach dem Abbruch seiner USA-Reise.Nach wie vor seien für Moskau vor allem militärische Maßnahmen gegen Jugoslawien inakzeptabel, sagte Primakow unmittelbar vor einer Krisensitzung des Kabinetts.Die Armeeführung war bereits in der Nacht zum Mittwoch im Generalstab zusammentrommelt worden.Mögliche Reaktion könnte eine Stationierung taktischer Kernwaffen in Weißrußland sein - ein Vorschlag, den der Weißrussen-Präsident Alexander Lukaschenko unterstützt.Erwogen werden auch die Abberufung des ständigen Vertreters Rußlands bei der NATO und die Kündigung von Abkommen, die das russische Friedenskontingent in Bosnien dem Oberbefehl der NATO unterstellen.

In einem Telefonat mit Slobodan Milosevic versicherte Primakow diesem nochmals, daß Rußland an einer Beilegung der Kosovo-Krise mit friedlichen Mitteln festhalte.Beobachter vermuten, daß Boris Jelzin, der gegen Abend überraschend im Kreml erschien, nach telefonischen Beratungen mit Gerhard Schröder, Bill Clinton und Jacques Chirac Primakow nach Belgrad entsenden könnte, damit dieser mit Milosevic einen Kompromiß aushandelt.Die Reaktion der russischen Öffentlichkeit auf den Abbruch des Primakow-Besuches ist indes zwiespältig.Die Tageszeitung "Kommersant" warf ihm die "Hardliner-Mentalität eines kommunistischen Politbüromitglieds" vor.Wladimir Lukin, Chef des außenpolitischen Duma-Auschusses, warnte, daß Rußland und die USA nie zuvor so nahe am Rande einer militärischen Konfrontation gestanden hätten, für die zu 90 Prozent der Westen verantwortlich sei.Zudem verstoße er gegen die Charta Rußland-NATO.Dort heißt es, daß beide Seiten auf Anwendung und Androhung von Gewalt gegenüber Drittländern verzichten, sofern dies nicht durch UNO-Mandat gedeckt ist.

Zur Startseite