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Politik: Rußland wird später noch gebraucht

BRÜSSEL .Die Reaktion der NATO auf das Scheitern der Primakow-Vermittlung ließ nicht lange auf sich warten: Die Luftstreitkräfte der Allianz werden Intensität und Tempo der Angriffe erhöhen, hieß es am Mittwoch im NATO-Hauptquartier in Brüssel.

BRÜSSEL .Die Reaktion der NATO auf das Scheitern der Primakow-Vermittlung ließ nicht lange auf sich warten: Die Luftstreitkräfte der Allianz werden Intensität und Tempo der Angriffe erhöhen, hieß es am Mittwoch im NATO-Hauptquartier in Brüssel.Der NATO-Rat, der sich aus den Botschaftern der 19 Mitgliedstaaten zusammensetzt, kam noch in der Nacht zum Mittwoch zusammen und beschloß, neue Ziele ins Visier zu nehmen.Kampfflugzeuge werden jetzt Tag und Nacht Punktziele bekämpfen: Panzer, Artilleriestellungen, Kasernen, aber auch Ministerien der Belgrader Regierung.Am Mittwoch morgen überflogen NATO-Jets die serbische Hauptstadt im Tiefflug."Wir haben uns auf eine lange Kampagne vorbereitet", erklärte der NATO-Militärsprecher, der britische Luftwaffengeneral David Wilby, in Brüssel.

Daß Primakow mit einem "absolut unzureichenden Angebot" in Bonn ankam, hat in Brüssel niemanden überrascht.Mit leeren Versprechungen werde sich die NATO nicht mehr zufriedengeben, bekräftigte ein NATO-Sprecher am Mittwoch.Die Ziele der Allianz seien klar und unmißverständlich: Ein Ende des Morderns und der ethnischen Säuberungen im Kosovo, ein kompletter Abzug der serbischen Streitkräfte und die sichere Rückkehr der Flüchtlinge, eine politische Lösung mit einem Friedensabkommen, das von einer internationalen Truppe gesichert werden muß.

Stattdessen habe Milosevic als erstes die Beendigung der NATO-Luftangriffe gefordert.Danach erst sei er zum Teilabzug seiner Streitkräfte bereit."Das stellt doch die Dinge völlig auf den Kopf", heißt es im NATO-Hauptquartier."Milosevics Sondereinheiten müssen als erstes mit ihren Massakern aufhören.Wir brauchen Garantien und nicht Versprechungen, die nach wenigen Tagen wieder gebrochen werden".Das Abkommen von Rambouillet sei zwar nach wie vor die "Basis einer politischen Einigung", wiederholt man in Brüssel gebetsmühlenartig.Hinter vorgehaltener Hand gibt man jedoch zu, daß sich niemand mehr vorstellen könne, daß die Kosovo-Albaner künftig innerhalb des jugoslawischen Staatsverbandes bleiben könnten.

Obwohl Primakow gescheitert ist und noch am Mittwoch morgen frustriert nach Moskau zurückgekehrt ist, können die Diplomaten der Atlantischen Allianz dem russischen Vermittlungsversuch durchaus positive Seiten abgewinnen."Die Russen sind jetzt aus der Schmollecke zurückgekehrt".Man werde auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder einen Vermittler brauchen.Zudem ist man in Brüssel überzeugt, daß sich das Verhältnis der Russen zur NATO jetzt wieder verbessern werde.Die Moskauer Delegation habe in Belgrad nämlich äußerst schlechte Erfahrungen gemacht.Eines der russischen Delgationsmitglieder habe im vertraulichen Gespräch davon gesprochen, man sei über die Politik Milosevics entsetzt.In Belgrad habe man den Eindruck gewonnen, daß es sich bei der serbischen Führung um Psychopathen, um psychisch Kranke handle.

Im Brüsseler NATO-Hauptquartier ist man unterdessen überzeugt, daß man die militärischen Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft hat.Inzwischen habe man die serbische Luftabwehr schwer angeschlagen, aber noch nicht völlig zerstört."Wir sind nicht so weit, wie wir eigentlich wollten", räumt ein Militärexperte ein.

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