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Politik: Russlands größter Konzern "Gasprom" soll verstaatlicht werden und den Wahlkampf finanzieren

Rußlands Präsident Boris Jelzin plant nach Informationen des Tagespiegel den weltgrößten Gasexporteur "Gasprom" zu verstaatlichen. Gasprom soll dem Energieministerium einverleibt werden, um mit den Erlösen Jelzins Wahlkampf zu finanzieren.

Rußlands Präsident Boris Jelzin plant nach Informationen des Tagespiegel den weltgrößten Gasexporteur "Gasprom" zu verstaatlichen. Gasprom soll dem Energieministerium einverleibt werden, um mit den Erlösen Jelzins Wahlkampf zu finanzieren. Einem internen Papier zufolge ist die Verstaatlichung während der außerordentlichen Hauptversammlung Ende August geplant. Drahtzieher soll Energieminister Viktor Kaljuschnij sein. Ruhrgas hat im vergangenen Jahr 2,5 Prozent der Gasprom-Aktien für 660 Millionen Dollar gekauft.

Das russische Erdgasunternehmen Gasprom kontrolliert die größten Erdölvorkommen der Welt. Im letzten Haushaltsjahr erwirtschaftete Gasprom einen Umsatz von 18 Milliarden Dollar und finanziert über seine Steuern knapp 25 Prozent des russischen Staatshaushaltes.

Der Deal mit den Gaspromanteilen soll den Informationen zufolge bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Aktionäre am 25. August über die Bühne gehen. Energieminister Viktor Kaljuschnij will dazu die Anzahl der staatlichen Vorstände erhöhen. Geplant ist außerdem, dass der Trust-Vertrag von Konzernchef Rem Wjachirew, der die Anteile des russischen Staates treuhänderisch verwaltet, gekündigt wird und künftig Kaljuschnij selbst zum Treuhänder der Staatsanteile bestellt wird. Einschlägige Renationalisierungspläne wurden erstmalig Anfang Juli während des Vierten Kongresses der russischen Ölindustrie bekannt; schon damals hatte Kaljuschnij vorgeschlagen, Gasprom wieder dem Energieministerium zuzuordnen. Der damalige Regierungschef, Sergej Stepaschin, verhinderte während des Kongresses jedoch die Realisierung der Verstaatlichungspläne, weil er Schaden für das Investitionsklima in Rußland befürchtete. Insider sehen darin den eigentlichen Grund für die Ablösung Stepaschins durch Präsident Jelzin.

Konzernmanager der mittleren Führungsebene von Gasprom warnen jetzt in einem internen Papier vor den Folgen einer Verstaatlichung, von denen auch Deutschland betroffen wäre. Die Ruhrgas-AG kaufte im vergangenen Jahr 2,5 Prozent der Gasprom-Aktien für 660 Millionen Dollar. Bei einer Wiederverstaatlichung des Konzerns müsste Moskau den Kaufpreis an die Ruhrgas zurück erstatten, ist dazu auf Grund seiner prekären Geldnot jedoch nicht in der Lage. "Eine Verstaatlichung hätte Auswirkungen auf alle ausländischen Investments", heißt es zudem in dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt. Die Manager fürchten, dass sich Ausländer, die seit langem Garantien für ihre Einlagen anmahnen, definitiv vom russischen Markt zurückziehen könnten.

Die Aktie der Gasprom wird nicht nur an der Berliner Börse gehandelt. Das Unternehmen sichert auch einen bedeutenden Teil der Gasversorgung Deutschlands. 1998 bezog Deutschland rund 31 Milliarden Kubikmeter Gas aus Rußland. Am Donnerstag verlor die Gasprom-Aktie rund acht Prozent des Vortageswertes und endete bei 8,20 Euro.

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