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Wladimir Putin, Präsident von Russland, beim Treffen am Rande des Gipfels der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres

© dpa/AP/Grigory Sysoyev/Pool Sputnik Kremlin

Russlands Präsident in Turkmenistan: Putin droht der Nato, dichtet über den Krieg und gibt Gesundheitstipps

Der russische Präsident erklärt bei einer Auslandsreise seine Sicht auf die Weltlage. Die Vorstellung entblößter G7-Führer nennt Putin dabei „widerlich“.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat der Nato „imperiale Ambitionen“ vorgeworfen. Das Militärbündnis versuche durch den Ukraine-Konflikt seine „Vormachtstellung“ zu behaupten, sagte Putin am Mittwoch in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabad vor Journalisten, wo die Runde der sogenannten Kaspischen Fünf stattfand. Zu ihnen zählen neben Russland und Turkmenistan auch Kasachstan, Aserbaidschan und Iran.

„Die Ukraine und das Wohlergehen der ukrainischen Bevölkerung sind nicht das Ziel des kollektiven Westens und der Nato, sondern ein Mittel zur Verteidigung ihrer eigenen Interessen“, sagte Putin.

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Russland sieht sich Putins Worten durch einen Nato-Beitritt von Finnland und Schweden nicht bedroht, werde aber militärische Gegenmaßnahmen ergreifen. „Es gibt nichts, was uns mit Blick auf eine Mitgliedschaft Finnlands und Schwedens in der Nato Sorgen machen würde. Wenn sie wollen - bitte“, sagte der Kremlchef . Doch die Länder müssten sich auf eine russische Reaktion gefasst machen.

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„Sie müssen sich klar und deutlich vorstellen, dass es für sie früher keine Bedrohungen gab - aber werden dort jetzt Truppen stationiert und Infrastruktur eingerichtet, so werden wir gespiegelt antworten müssen und dieselben Bedrohungen für das Territorium schaffen, von dem aus wir bedroht werden“, wurde Putin von der Nachrichtenagentur Tass zitiert.

„Die Arbeit läuft ruhig, rhythmisch, die Truppen bewegen sich“

„Alles war gut zwischen uns, aber jetzt wird es irgendwelche Spannungen geben - das ist offensichtlich, zweifelsfrei, ohne geht es nicht.“ Russland hatte bereits nach ersten Plänen zum Nato-Beitritt der beiden Länder mit Konsequenzen gedroht.

Finnland und Schweden hatten unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine beschlossen, ihre jahrzehntelange Neutralität aufzugeben und der Nato beizutreten. Auf dem Gipfel der Allianz in Madrid wurde das Aufnahmeverfahren am Mittwoch gestartet. Durch die Erweiterung wird sich die Grenze Russlands zu dem Bündnis um mehr als 1300 Kilometer verlängern.

Mehr als vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine behauptete Putin erneut, die Kampfhandlungen liefen planmäßig. In fast lyrischem Tonfall erklärte er: „Die Arbeit läuft ruhig, rhythmisch, die Truppen bewegen sich und erreichen die Linien, die ihnen als Etappenziele vorgegeben wurden.“ „Alles läuft nach Plan“, zitierte ihn die russische Nachrichtenagentur Tass.

Wladimir Putin und weitere Teilnehmer des Gipfels in Turkmenistan
Wladimir Putin und weitere Teilnehmer des Gipfels in Turkmenistan

© dpa/AP/Kremlin Press Service

Russische Truppen waren am 24. Februar aus mehreren Richtungen in die Ukraine eingedrungen. Nachdem es ihnen wegen des erbitterten Widerstandes ukrainischer Einheiten nicht gelang, die Hauptstadt Kiew zu erreichen, konzentrieren sie sich auf das Industriegebiet Donbass in der Ostukraine. Nach Einschätzung westlicher Experten rückt das russische Militär vor, erleidet dabei hohe Verluste und verbraucht in hohem Tempo seine Bestände von Artillerie-Geschossen.

Putin wiederholte die bisherige Darstellung zu den Zielen der „Spezialoperation“, wie der Angriffskrieg von der russischen Führung genannt wird. Es gehe darum, den Donbass „zu befreien“, die dortigen Einwohner „zu schützen“ und „Bedingungen zu schaffen, die die Sicherheit Russlands garantieren würden“, sagte der russische Präsident. Die Nato habe die Ukraine in einen „antirussischen Brückenkopf“ verwandeln wollen, bekräftigte Putin frühere Rechtfertigungen des Angriffs.

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Putin wollte sich nicht dazu äußern, wie lange die Kampfhandlungen noch andauern könnten. „Es wäre falsch, irgendwelche Fristen zu setzen“, sagte er. Intensivere Kampfhandlungen würden höhere Verluste bedeuten und „wir müssen vor allem daran denken, wie wir das Leben unserer Jungs erhalten können“.

Die russischen Soldaten bezeichnete Putin als „Helden“. Über sie müssten Lieder und Gedichte geschrieben werden und sie sollten Denkmäler bekommen, sagte er.

Ukrainische und internationale Experten haben zahlreiche Fälle von Gewalt gegen Zivilisten durch russische Soldaten dokumentiert, wie etwa die Ermordung von Einwohnern im Kiewer Vorort Butscha. Moskau behauptet, die Gräueltaten seien Inszenierungen.

Putin kontert Scherze der G7-Führer

Die jüngsten Scherze beim G7-Gipfel über die Fotos von Putin mit nacktem Oberkörper kamen beim Kremlchef nicht gut an. Hätten die G7-Spitzen sich entblößt, wäre dies ein „widerlicher Anblick“ gewesen, sagte Putin.

Die Unterhaltung, auf die Putin einging, ereignete sich beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern bereits am Sonntagnachmittag. Der britische Regierungschef Boris Johnson fragte angesichts der hohen Temperaturen, ob man die Jacketts wohl ausziehe oder nicht, und fügte hinzu: „Wir alle müssen zeigen, dass wir härter sind als Putin.“

Der kanadische Premier Justin Trudeau erwiderte unter anderem: Reiten mit nacktem Oberkörper, das müsse man machen. Er spielte damit auf ein bekanntes Foto Putins in solcher Pose an.

„Ich weiß nicht, wie sie sich ausziehen wollten, oberhalb oder unterhalb der Gürtellinie. Ich denke, es wäre in jedem Fall ein widerlicher Anblick gewesen“, wurde Putin nun von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert.

Für die Harmonie zwischen Körper und Seele müsse man Sport machen, nicht zu viel Alkohol trinken und andere schlechte Angewohnheiten aufgeben, belehrte Putin die Staats- und Regierungschefs der führenden demokratischen Industrieländer. Bis zur russischen Annexion der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim 2014 war Russland Teilnehmer der erweiterten G8-Gipfel. (dpa, AFP)

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