zum Hauptinhalt

Sachsen: Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Döbeln

Unbekannte zünden mehrere Mülltonnen vor einer Flüchtlingsunterkunft in Döbeln an. Die Stadt ist eine Hochburg von Rechtsextremisten in Sachsen

Von Matthias Meisner

Im sächsischen Döbeln hat es in der Nacht zum Dienstag einen Brandanschlag gegen eine Flüchtlingsunterkunft gegeben. Mehrere Mülltonnen vor dem Gebäude wurden in Brand gesteckt, wie die "Bild"-Zeitung und die "Sächsische Zeitung" meldeten. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hatte einen roten Kleinwagen in die Einfahrt fahren sehen. Als er und ein Kollege nachsehen wollten, fuhr das mit augenscheinlich drei Personen besetzte Auto davon, berichtete die Polizei.

Die Mitarbeiter bemerkten, dass zwei Mülltonnen, die in der Nähe des Tores standen, brannten. Sie schoben die Tonnen auf die Straße. Dort wurden die Flammen von der Feuerwehr gelöscht. Personen kamen nicht zu Schaden. Den Sachschaden war nur gering.

Döbeln ist eine der Hochburgen von Rechtsextremisten in Sachsen. Stefan Trautmann, Funktionär der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten", ist dort Stadtrat. Er war auch an dem Überfall auf die DGB-Veranstaltung am 1. Mai in Weimar beteiligt. Im Februar 2013 hatte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) die rechtsextreme Gruppierung "Nationale Sozialisten Döbeln" verboten. Auch der "Nationale Widerstand Mittel/Ostsachsen" ist in Döbeln besonders aktiv.

Die Notunterkunft war erst am Donnerstag von Asylsuchenden bezogen worden, wenn auch widerwillig, wie es in der "Sächsischen Zeitung" weiter hieß. Weil die 49 alleinstehenden Männer aus Syrien mit der Unterkunft, einer ehemaligen Berufsschule, nicht zufrieden waren, wollten sie nicht einziehen. Jeweils zwölf Personen haben in den Räumen Platz, die mit Doppelstockbetten und Spinden ausgestattet worden sind.

Nach Schlichtungen durch den Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde übernachteten 25 Asylbewerber in der benachbarten Kirche, 24 bezogen schließlich doch die Unterkunft. Am Freitag machten sich 20 Asylbewerber auf den Weg nach Freiberg, wo sie vor dem Landratsamt protestierten. Nach Gesprächen mit Landrat Matthias Damm (CDU), der Ausländerbeauftragten des Kreises sowie dem zuständigen Bereichsleiter im Landratsamt kehrten die Syrer allerdings nach Döbeln zurück.

Der Anschlag in Döbeln erinnert an andere Vorfälle, etwa im Juni in Meißen bei Dresden, in der Nacht zum Montag in Weissach im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis sowie in derselben Nacht wie in Döbeln im brandenburgischen Nauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false