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Politik: Saddam in Berlin!

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Die Lichtverhältnisse sind schlecht, denn der Diktator hängt unter einem Beton-Durchgang. Der Hintergrund ist gräulich-grün, das Gemälde, Öl auf Leinwand, unbekannter Künstler, misst 1,30 mal zwei Meter.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Die Lichtverhältnisse sind schlecht, denn der Diktator hängt unter einem Beton-Durchgang. Der Hintergrund ist gräulich-grün, das Gemälde, Öl auf Leinwand, unbekannter Künstler, misst 1,30 mal zwei Meter. Saddam Hussein, lächelnd. Und zwar im Bundestag. Denn zu dem gehört das Untergeschoss des Paul-Löbe-Hauses, Westseite. Neben dem Ölbild hängen acht Fotos von Saddam- Porträts, die Iraker nach der Befreiung mit Eselsohren verziert oder mit Kugeln durchsiebt haben. All das ist Teil der Ausstellung „Kriegszeiten“. Die Fotos von Thomas Hegenbart, ergänzt um das Saddam-Bildnis, das verdächtig nach Beutekunst aussieht, sind seit dem 25. November zu sehen. Wolfgang Thierse hat die Ausstellung eröffnet.

Nun hat ein großes Boulevardblatt den Öl-Saddam entdeckt und sofort einen Skandal gewittert. Tatsächlich ließ sich der eine oder andere Abgeordnete auftreiben, der bereit war, empört zu sein, und Thierse aufforderte, Saddam sofort abzuhängen. Gemach. Am 5. Dezember verschwindet die Ausstellung ohnedies. Und skandalös ist nichts an ihr. Der Diktator wird niemandem, der ahnungslos sein Büro betritt, zugemutet. Im Untergeschoss West hat kein MdB und kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz. Gegenüber von Saddam befindet sich die Herren-Toilette. Nur nach verrichtetem Geschäft sieht man Saddam also ins Antlitz. Thierse kann ruhig schlafen.

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