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Politik: Saddams brutaler Handlanger

Der zum Tode verurteilte „Chemie-Ali“ war der berüchtigste Angeklagte im „Anfal“-Prozess

„Gott sei gedankt“ waren die einzigen Worte, mit denen Ali Hassan al-Majid sein Todesurteil kommentierte. Der Cousin Saddam Husseins ist einer der berüchtigsten und brutalsten Helfer des ehemaligen irakischen Diktators. Bekannt wurde er als „Chemie-Ali“, weil er ab 1987 eine jahrelange Kampagne gegen die aufständischen Kurden in Nordirak leitete, bei der Tausende durch den Einsatz von Giftgasen qualvoll ums Leben kamen.

Als Architekt der sogenannten Anfal-Kampagnen, der bis 1989 etwa 182 000 Kurden zum Opfer fielen und im Zuge derer 3000 Dörfer zerstört wurden, verhängte das irakische Sondergericht die Todesstrafe durch Erhängen gegen al-Majid. Er wurde des Völkermordes, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen für schuldig befunden. In einer von al-Majid unterzeichneten Order vom 3. Juni 1987 heißt es: „Die Armee muss im Rahmen ihrer Vollmachten jeden Menschen und jedes Tier in diesen Gebieten töten.“

Das berüchtigte Massaker von Halabscha war offiziell nicht Teil der insgesamt acht Anfal-Kampagnen und daher nicht Gegenstand des Gerichtsverfahrens. In Halabscha waren im März 1988 gegen Ende des Krieges gegen Iran etwa 5000 Zivilisten durch ein Giftgemisch aus Senfgas und den Nervengasen Tabun, Sarin und VX gestorben, das aus Flugzeugen auf die Bewohner des Dorfes gesprüht wurde. Unter den Toten waren 75 Prozent Frauen und Kinder, weil die Kämpfer sich in die Berge zurückgezogen hatten. Die Regierung warf ihnen vor, mit Iran zu kooperieren. Es soll der schlimmste Giftgasangriff auf Zivilisten in der Geschichte gewesen sein. Bis heute sterben die Menschen in Halabscha an Krebs und leiden unter Sterilität und Missgeburten.

Ali Hassan al-Majid stammte wie Saddam Hussein aus Tikrit und galt lange als eine Art „Königsmacher“, der im Hintergrund die Fäden zog. So soll er eine entscheidende Rolle im Machtkampf von Saddam Husseins Söhnen um die Nachfolge gespielt haben. Seine Position soll kurzzeitig bedroht worden sein, nachdem seine beiden Neffen, die Schwiegersöhne Saddam Husseins, sich 1995 nach Jordanien abgesetzt hatten. Er soll mitgeholfen haben, Hussein Kamel al-Majid und Sadamm Kamel al Majid in den Irak zurückzulocken, wo sie erschossen wurden. Zugleich war er immer zur Stelle, wenn der irakische Präsident ihn für dreckige Arbeiten brauchte. Nachdem Irak 1990 Kuwait erobert hatte, ernannte er ihn zum Gouverneur des als 19. Provinz annektierten Landes. Mit dem Auftrag, Widerstandsnester auszuheben. In Kuwait ist al-Majid für zahlreiche Hinrichtungen verantwortlich. Nach der Befreiung Kuwaits durch die Golfkriegsallianz unter Führung der USA wurde al-Majid zum Minister für lokale Angelegenheiten in Südirak ernannt. Seine Aufgabe war die Niederschlagung und Verfolgung der Schiiten, die – durch die USA ermuntert, später aber fallen gelassen – den Aufstand probten.

Im Januar 2003 schickte ihn Saddam Hussein nach Syrien, um Unterstützung im bevorstehenden Krieg zu organisieren. Im Krieg war er erneut für die Verteidigung der Grenzen im Süden verantwortlich. Die Nachricht, al-Majid sei bei einem Bombenangriff auf seine Villa in Basra getötet worden, stellte sich später als falsch heraus. Der Mann, der als Pik-König in dem von den USA erstellten Kartenspiel der meistgesuchten Iraker erschien, wurde im August 2004 festgenommen.

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