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Politik: Saddams Konkurrent

Er wählt die richtigen Worte. Irak müsse demokratisch, pluralistisch, säkular und föderal sein.

Er wählt die richtigen Worte. Irak müsse demokratisch, pluralistisch, säkular und föderal sein. Mit allen Nachbarn wolle er Frieden, sobald "das Gift dieser leninistischen Baath-Partei" - der Machtbasis des irakischen Präsidenten Saddam Hussein - sich verzogen habe. Und sein Verhältnis zu Israel? Natürlich stehe auch er für die Sache des palästinensischen Volkes ein, aber habe nicht die PLO Israel anerkannt, und verhandelten beide nicht "mal mit Waffen, mal mit Worten"? Das ist also Achmed Chalabi. Der 57-Jährige führt das Oppositionsbündnis "Irakischer Nationalkongress" (INC). Die USA haben ihn bis 1996 verdeckt gefördert. Seitdem legt ein Gesetz fest, dass sich Washington für die Überwindung der SaddamHerrschaft einzusetzen hat, und so fließt die Unterstützung jetzt offen. 25 Millionen Dollar im Jahr schießt der US-Kongress Chalabi zu. Der sagt, weit weniger komme an.

Am Donnerstag warb Chalabi in Berlin für den Sturz Saddam Husseins. Das AspenInstitut brachte ihn mit Meinungsführern zusammen. Das offizielle Berlin, die Bundesregierung, fasst den INC-Präsidenten allerdings mit spitzen Fingern an. Bestenfalls Späher aus der dritten Reihe wurden entsandt, um sich ein Bild von ihm zu machen.

"Sobald die USA wollen, kann es losgehen", sagt Chalabi über einen möglichen Umsturz Saddams. Wenn ein glaubhafter Versuch, die Baath-Herrschaft zu überwinden, gestartet werde, sei mit massiver Unterstützung im Lande zu rechnen. Es drohe kein Krieg USA gegen Irak, aus Sicht der Iraker winke vielmehr endlich die überfällige Hilfe der Welt für das irakische Volk. "Die politischen Probleme in einem Post-Saddam-Irak sind jedenfalls viel schwieriger und viel gefährlicher als der Umsturz."

Demnächst werden sich 200 irakische Exil-Offiziere in den USA treffen, um militärische Optionen gegen Bagdad zu beraten. Die möglichen Konsequenzen beschreibt Chalabi in drastischen Worten. Er hält den Diktator für einen Menschen, der sich in den Geschichtsbüchern als Totengräber Israels verewigen möchte. Es bestehe die Gefahr, dass Saddam präventiv oder nach einem Angriff Raketen mit B- oder C-Waffen gen Israel schicke. "Er ist bereit, dies zu tun", so Chalabi. Auch über die Antwort Israels hegt er wenig Zweifel: "Ich bin sicher, dass gegen Irak dann nuklear zurückgeschlagen wird."

"Überrascht" zeigt sich Chalabi über die "Zögerlichkeit der Europäer". Unter "dem Vorwand des Non-Interventionismus" und aus ökonomischen Interessen stelle sich Europa gegen die Gegner Saddams. "Dessen weltweite Schulden sind ein Grund für die Zurückhaltung", glaubt Chalabi.

Machtansprüche formuliert er indirekt. "Irak wird Persönlichkeiten hervorbringen, die das Land führen und zusammenhalten." Vergleichen mit Afghanistans Premier Karsai weicht Chalabi aus. Überhaupt: Der Irak sei ein ganz anderer Fall. Die von Bagdad bedrängten Kurden im Nordirak hätten keine Armee wie die Nordallianz, es gebe keine Warlords und die irakische Opposition sei viel besser organisiert als die afghanische.

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