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Türkische Spieler salutieren beim Torerfolg in Frankreich.

© dpa/Thibault Camus

Sanktion für Salut türkischer Fußballer: Kein Champions-League-Finale in Istanbul? Eine gute Idee

Das CL-Finale soll im Mai 2020 in Istanbul stattfinden. Es angesichts des Verhaltens türkischer Spieler zu verlegen, würde Erdogan treffen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Der militärische Salut türkischer Fußballer - nationalistische Solidaritätsbekundung für den umstrittenen Einmarsch der Armee in Nordsyrien - sollte wirklich besser nicht ohne Folgen bleiben. Denn das darf nicht zum Vorbild werden. Nur was verspricht Erfolg?

Italiens Sportminister hat die wohl beste Idee. Vincenzo Spadafora fordert wegen der Militäroffensive gegen die Kurden, das nächste Champions-League-Finale am 30. Mai 2020 nicht in Istanbul auszutragen. Das schrieb er sogar auch schon an Uefa-Präsident Aleksander Ceferin.

Das Finale der Champions League ist eines der weltweit wichtigsten Sportereignisse. Dessen Bedeutung in der Türkei und für Machthaber Recep Tayyip Erdogan kann gar nicht überschätzt werden. Ein solcher Akt der Verlegung wäre für ihn, der den Fußball als Teil seines Machtsystems zu nutzen versucht, eine echte Sanktion.

Minister Spadafora ist klar, dass sich damit die Dramatik des Geschehens in Syrien nicht auflösen lässt. Aber er wünscht sich trotzdem sehr diese „mutige Entscheidung“, als Zeichen, dass Sport Instrument des Friedens sein soll.

Erdogan, seit seiner Jugend fußballbegeistert, nutzt den Fußball als Instrument. Bekannt ist beispielsweise die besondere Nähe des Clubs Basaksehirspor zur Regierungspartei AKP und zum Machthaber. Hauptsponsor ist der Krankenhausbetreiber Medipol, dessen Inhaber zu den engen Vertrauten Erdogans gezählt wird. Vereinspräsident Göksel Gümüsdag ist mit einer Nichte der Ehefrau Erdogans verheiratet, bei der Hochzeit war der Staatspräsident Trauzeuge.

Gümüsdag ist gleichzeitig Chef der türkischen Klubvereinigung. Als das neue Stadion eröffnet wurde, im Sommer 2014, lief Erdogan auf. Seine Rückennummer 12 wird seitdem nicht mehr vergeben.

Bei Basaksehirspor in Istanbul trainiert jetzt auch Cenk Sahin, der türkische Nationalspieler, den Zweitligist St. Pauli wegen des militärischen Saluts freigestellt hat. Der Profi hatte auf Instagram eine türkische Flagge mit den Worten gepostet: „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind bei Euch.“

Diese Haltung wird Erdogan gefallen – eine Verlegung des Champions-League-Finales würde ihn treffen.

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