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Nicolas Sarkozy (l.), damaliger Präsident von Frankreich, empfängt Muammar al Gaddafi, das damalige Staatsoberhaupt von Libyen, 2007 in Paris.

© dpa

Sarkozy in Gewahrsam: Französische Abgründe

Selbst für französische Verhältnisse ist die neuerliche Zuspitzung in der Affäre um die Finanzierung des Wahlkampfs des früheren Staatschefs Sarkozy atemberaubend. Ein Kommentar.

Ein Ex-Staatschef wird in Polizeigewahrsam genommen und verhört – das an politischen Affären nicht gerade arme Frankreich blickt gerade tiefer in die Abgründe der jüngeren Geschichte als je zuvor. Dabei richtet sich der Skandal um die Wahlkampffinanzierung von Nicolas Sarkozy in erster Linie gegen den ehemaligen Präsidenten selbst. Sarkozy hatte in der Vergangenheit den Vorwurf stets heftig bestritten, der frühere libysche Herrscher Muammar al Gaddafi habe seinen Wahlkampf von 2007 finanziert. Die Verteidigungslinie des gelernten Anwalts Sarkozy droht nun in sich zusammenzubrechen – was offenbar auch daran liegen könnte, dass die Behörden in Libyen inzwischen enger mit den französischen Ermittlern zusammenarbeiten als bisher. In zweiter Linie richtet sich der Skandal gegen Frankreichs Konservative, in deren Reihen Machtmissbrauch und Korruption immer wieder ans Tageslicht kamen – zuletzt im Fall des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten François Fillon, der glaubte, die Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau auf Staatskosten sei nur eine Petitesse. Und schließlich dürften sich angesichts der neuerlichen Zuspitzung im Fall Sarkozy all jene bestätigt fühlen, die bei der Präsidentschaftswahl 2017 die Entscheidung trafen, es einmal mit Emmanuel Macron zu versuchen – einem Präsidenten, der keiner der angestammten Parteien angehört.

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