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Saudi-Arabien: Oberhaupt des sunnitischen Islam gestorben

Mohammed Said Tantawi, das Oberhaupt der einflussreichsten islamischen Institution der Welt, ist tot. Wie die ägyptischen Staatsmedien berichten, verstarb der 81-Jährige am Mittwoch in einem Militärkrankenhaus in Saudi-Arabien an den Folgen eines Herzinfarktes.

Als Großscheich des Kairoer Al-Azhar-Instituts und Imam der Al-Azhar-Moschee galt Tantawi als oberste religiöse Autorität des sunnitischen Islam, dem etwa 90 Prozent der Muslime weltweit angehören. Tantawis moderate Auslegung des Islams und seine Unterstützung für die Rechte der Frauen machten ihn wiederholt zur Zielscheibe für Kritik vonseiten fundamentalistischer Geistlicher. Zuletzt sorgte er letztes Jahr für Unmut in deren Reihen, als er Studentinnen das Tragen des Gesichtsschleiers an der Al-Azhar-Universität untersagte.

Tantawi vertrat zeit seines Lebens einen friedensstiftenden Islam und unterstützte den Friedensprozess mit Israel. Für seinen Handschlag mit Israels Präsident Shimon Peres bei der UN in New York forderten hohe Politiker 2008 sogar Tantawis Rücktritt. Terrorismus und Selbstmordattentate verurteilte der Scheich als „abstoßendste Art von Ungerechtigkeit“ und den „Verlust menschlicher Werte“, Anschläge der Hamas billigte der Großscheich jedoch als Akte der Selbstverteidigung.

Für europäische Christen war der Scheich ein wichtiger Ansprechpartner, der sich für den interreligiösen Dialog stark machte. Im Februar 2000 empfing er Papst Johannes Paul II. in Kairo. Auf Wunsch seiner Familie wird Tantawi in der Pilgerstadt Medina auf dem Baqi-Friedhof beerdigt, in der Nähe des Prophetenschreins. Tantawis Nachfolger dürfte der 59-jährige Ali Gomaa werden, der amtierende Großmufti von Kairo. Vor der Ernennung zum Oberhaupt von Al-Azhar hatte Tantawi selbst diese Position innegehabt.

Jannis Grimm

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