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Vertrauter des Kronprinzen und Rüstungsmanager: Der neue saudische Botschafter in Berlin Prinz Faisal Farhan al Saud.

© promo

Saudi-Arabiens neuer Mann: Botschafter und Rüstungsexperte

Prinz Faisal bin Farhan al Saud, in Frankfurt geboren, vertritt Riad nun als Diplomat in Berlin. Er bringt 15 Jahre Erfahrung im Rüstungsgeschäft mit.

Von Hans Monath

Der deutsche Botschafter in Riad, Jörg Ranau, hat auf Twitter schon gratuliert, auf Arabisch. Saudi-Arabien schickt einen neuen diplomatischen Vertreter nach Berlin. Prinz Faisal bin Farhan al Saud heißt der neue Botschafter, ist 1974 in Frankfurt am Main geboren und hat, ebenfalls auf Twitter, für die Glückwünsche gedankt und wissen lassen, dass Deutsch seine erste Sprache gewesen sei.

Sprachkenntnisse kann der neue Berliner Vertreter der Hüter der heiligen Stätten gut gebrauchen bei seinem Ziel, „die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu stärken“ (Faisal). Seit dem Mord an dem saudischen Regimekritiker Kashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul und den Enthüllungen über die Verwicklung von Kronprinz Mohammed bin Salman in die Bluttat steht dessen Regierung international unter Druck wie noch nie.

Viele westliche Staats- und Regierungschefs meiden MBS, wie Mohammed bin Salman kurz genannt wird. Auch zum Gipfel von EU und Arabischer Liga in Ägypten durfte er nicht kommen, denn das Ansehen seines Landes, das schon vorher wegen massiver Menschenrechtsverletzungen kritisiert wurde, hat einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Die Bundesregierung reagierte auf den Mord an dem Regimekritiker und Journalisten Gamal Kashoggi mit einem Stopp aller Rüstungsexporte in das Königtum, der am 9. März ausläuft und zunächst um zwei Wochen verlängert werden soll. Und hier wird es spannend: Zuletzt war Faisal als Berater der saudischen Botschaft in Washington tätig. Doch er bringt auch eine 15 jährige Erfahrung in wichtigen Funktionen saudischer und internationaler Unternehmen vor allem des Luftfahrt- und Rüstungssektors mit.

Der neue Botschafter ist Vorstandsmitglied im Rüstungskonzerns SAMI (Saudi Arabian Military Industries) – und will das offenbar auch bleiben. Zumindest führt ihn die SAMI-Homepage auch als Botschafter in Deutschland. Die Firma soll – unter anderem mit der Hilfe deutscher Rüstungsmanager - das Land durch den Aufbau eigener Kapazitäten unabhängiger von Importen machen. Eine Anfrage bei der Botschaft des Königreichs in Berlin zur Zukunft des neuen Botschafters bei SAMI blieb bis Montagnachmittag unbeantwortet.

Auch im Hinblick auf die Ordnung im Nahen und Mittleren Osten gibt es Differenzen zwischen Berlin und den Herrschern in Riad. Das Atomabkommen mit dem Iran, das die Bundesregierung retten will, lehnt Riad ab. Die Saudis halten den Berliner Ausgleichskurs gegenüber Teheran für ein Zeichen von Schwäche, fühlen sich durch US-Präsident Donald Trump zur Konfrontation ermutigt.

Sebastian Sons von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik deutet Faisals Ernennung als Indiz dafür, dass Riad Berlin wichtig nimmt: „Saudi- Arabien möchte ein Signal setzen, dass der Botschafterposten in Berlin als sensibler Standort eingeschätzt wird, an dem ein Botschafter mit engerem Deutschland-Bezug stationiert sein sollte."

Berliner Außenpolitiker betonen, dass Faisal engen Kontakt zu MBS hat – unter anderem war er dessen Berater. Der neue Botschafter wird wissen, was ihn erwartet – er hat bis heute Freunde in Deutschland. Seinen Vorgänger Prinz Khalid bin Bandar bin Sultan hatte Riad nach einer Attacke des damaligen deutschen Außenministers Sigmar Gabriel auf die saudische Regierung ("Abenteurertum") fast ein Jahr lang aus Berlin abgezogen. Um Verständnis für sein Land in der deutschen Öffentlichkeit hatte sich Bandar bin Sultan, der nun nach London wechselte, wenig bemüht. Womöglich wird sein Deutsch sprechender Nachfolger da mehr Einsatz zeigen. Der Kontakt zu Medien und Multiplikatoren hatte auch während seiner Tätigkeit als Berater der Botschaft in Washington zu seinen Aufgaben gehört.

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