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Politik: Schach dem Schummler

Das Konsulat in Kiew hat mehr Personal – doch Probleme bleiben

Warschau - Wenn nötig, greifen die Mitarbeiter des deutschen Konsulats im ukrainischen Kiew zu Spielsteinen, um die Absichten der Antragsteller zu überprüfen. Wenn selbst ernannte Schachtrainer bei der ersten Aufstellung erbleichen, vermeintliche Teilnehmer einer Go-Weltmeisterschaft nicht die Regeln des asiatischen Brettspiels kennen, fällt der Beschluss über ein Visum leicht. Mit der Aufstockung des Personals nach dem Skandal um organisierten Visahandel im Konsulat vor zwei Jahren wird jetzt rund 17 Prozent der bis zu 14 000 Antragsteller im Monat das Visum verwehrt.

Reisezweck, Unterhalt und Rückkehrabsicht sind bei Lkw-Fahrern und Geschäftsreisenden am leichtesten zu überprüfen. Neben Gruppenreisenden ist das Missbrauchspotenzial bei Privatleuten groß, die mit rund 60 Prozent die größte Gruppe der Konsularkundschaft stellen. Denn nicht immer nehmen es die Ausländerämter in der Heimat mit der Überprüfung der Selbstverpflichtung des Gastgebers zur Übernahme von Unterhalts- und Abschiebungskosten so genau.

Um die „Organisation“ der Warteschlange durch Geschäftemacher zu vermeiden, gibt das Konsulat auf Anfrage exakte Termine aus. Auf das kurze Gespräch mit dem Sachbearbeiter warten Privatreisende drei bis neun, Gruppen und Geschäftsreisende ein bis zwei Wochen. Wegen der oft weiten Anreise bemüht sich das Konsulat, nach Überprüfung der Dokumente und Datenabfrage beim Bundesverwaltungsamt, am selben Tag über das Visum zu entscheiden. Für die Reiseführerin Ludmilla, deren Freund in Berlin lebt, ist besonders die Reise vom westukrainischen Lemberg zum Konsulat nach Kiew lästig. Selbst habe sie nie Probleme gehabt, doch kenne sie Fälle, wo die Gründe für die Visumsverweigerung kaum nachvollziehbar seien. Im Vergleich zum österreichischen oder US-Konsulat, deren Anforderungen an „Schikane“ grenzten, arbeiteten die Deutschen aber „zügig“ und wesentlich kundenfreundlicher.

Thomas Roser

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