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Politik: Schäubles Buch: Überlebensgroß und frohgemut - Helmut Kohl

Ja, so etwa hat man sich das vorgestellt, jenes letzte Gespräch zwischen Wolfgang Schäuble und Helmut Kohl am 18. Januar.

Ja, so etwa hat man sich das vorgestellt, jenes letzte Gespräch zwischen Wolfgang Schäuble und Helmut Kohl am 18. Januar. Im Auge des Hurrikans ist es still. Während ringsum eine furchtbare Krise die CDU zu zerreißen droht, empfängt der Alt-Kanzler, überlebensgroß und frohgemut, den Rollstuhlfahrer mit der neugierigen Frage: "Trittst Du zurück?" Dass Helmut Kohl selbst die Katastrophe auslöste, weil er selbstherrlich und uneinsichtig darauf beharrt, die letztgültige Interpretation von Recht und Gesetz zu haben - das haben wir auch vor dem Buch von Wolfgang Schäuble gewusst. Aber wie diese Tage waren, die eisige Stimmung zwischen den einstigen Freunden - des Jüngeren verzweifeltes Bemühen, den eigenen Sturz doch noch zu verhindern und des Älteren auf dessen Vernichtung ausgerichtete Ranküne - davon wissen wir nun mehr. Nicht immer geht es "Mitten im Leben", so der Titel des Buches, wie in der griechischen Tragödie zu. Hier schon. Aus Schäubles letztem, an Kohl gerichteten Satz "Ich habe schon zu viel meiner knapp bemessenen Lebenszeit mit Dir verbracht" spricht nicht nur abgrundtiefe Verachtung. Daraus spricht auch die Resignation eines Mannes, der im Dienste der Union mehr geopfert hat als irgendjemand sonst. Und am Ende doch mit leeren Händen dasteht.

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