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Politik: Scheitern die Nordkorea-Gespräche?

Pjöngjang droht offenbar mit Atomtests. Peking sagt geplante Abschlusszeremonie ab

Pjöngjang hat unerwartet mit Atomtests gedroht, sollten seine Bedingungen zum Stopp des nordkoreanischen Nuklearprogramms nicht akzeptiert werden. Diese Androhung überschattet jetzt die seit Mittwoch in Peking laufenden Sechs-Parteien-Gespräche über ein Ende des Atomprogramms des kommunistischen Landes. An den Gesprächen nehmen neben Vertretern Nordkoreas Gesandte aus Südkorea, Japan, Russland, China und den USA teil.

Amerikanische Medien berichteten, die nordkoreanischen Unterhändler hätten während der bilateralen Verhandlungen mit dem amerikanischen Unterstaatssekretär James Kelly von der Möglichkeit eines atomaren Tests gesprochen. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte diese Drohung das erfolglose Ende der Verhandlungen bedeuten. Südkoreanische Delegationskreise versuchten indes, diese Gefahr herunterzuspielen. Nordkorea habe nicht „direkt gedroht, einen Atomtest abzuhalten“. Es sei über die „Möglichkeit“ gesprochen worden, sagte ein Beamter nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua.

Seit Pjöngjang im Oktober 2002 zugegeben hatte, über ein eigenes Programm zur Urananreicherung zu verfügen, herrscht Stillstand zwischen den Verhandlungsseiten. Die ersten und zweiten Koreagespräche hatten lediglich mit der Vereinbarung geendet, die Verhandlungen fortzusetzen.

Die USA verlangen die komplette Einstellung des nordkoreanischen Nuklearprogramms und gehen davon aus, dass das isolierte kommunistische Land bereits jetzt über mindestens eine Atombombe verfügt und das Potenzial besitzt, weitere zu bauen. Am Donnerstag verlangte die nordkoreanische Seite im Gegenzug für das Einfrieren des Nuklearprogramms massive Energiehilfen. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, Nordkorea habe die Lieferung von zwei Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr verlangt – nach Expertenschätzungen entspricht das etwa einem Viertel des gesamten Energieverbrauchs des verarmten Landes. Die USA haben sich bereits grundsätzlich zu Energielieferungen bereit erklärt, verlangen jedoch nicht nur einen Stopp, sondern die völlige Auflösung des Atomprogramms. Gleichzeitig hat Washington Nordkorea Gespräche über ein Ende der Sanktionen sowie Sicherheitsgarantien in Aussicht gestellt. Auf diesen Vorschlag hat Nordkorea jedoch noch nicht offiziell reagiert. Ohne Angaben von Gründen hat das chinesische Außenministerium inzwischen die für Samstag geplante Abschlusszeremonie abgesagt. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete jedoch, die Gespräche würden wie geplant beendet.

Nordkorea droht nicht zum ersten Mal mit einem Atomtest. Ähnliche Drohungen hatte es bereits bei einem Treffen zwischen dem Diplomaten Ri Gun und dem Amerikaner Kelly vor vierzehn Monaten in Peking gegeben. Insiderkreise berichteten am Freitag, beide Verhandlungsseiten würden trotz Pjöngjangs Drohung weiter hart an einer gemeinsamen Abschlusserklärung arbeiten.

Seit dem Ende des Koreakrieges im Jahr 1953 und der Teilung des Landes befinden sich der Süden und der Norden in einem permanenten Belauerungszustand. Der Norden wirft den USA vor, einen Nuklearkrieg auf der koreanischen Halbinsel vorzubereiten, um sich die Vorherrschaft in Asien zu sichern. Die Regierung in Washington sorgt sich um die Sicherheit seiner Verbündeten Südkorea und Japan und fürchtet, Nordkoreas Atomwaffenprogramm könne zu einem neuen Rüstungswettlauf in Asien führen und die Stabilität der ganzen Region gefährden.

Janis Vougioukas[Schanghai]

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