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Politik: Schicksalsmelodie

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Lied aus uralten Zeiten geht mir nicht aus dem Sinn.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Lied aus uralten Zeiten geht mir nicht aus dem Sinn.“ Na schön, so uralt sind die Zeiten gar nicht. Das Lied spukt trotzdem: „Warum ist es am Rhein so schön.“ Ja, warum bloß? Das Lied ist bei der 50-Jahr-Feier des Presseclubs zum Vortrag gebracht worden. Der Presseclub, das ist eine Vereinigung, die sich satzungsgemäß im Verborgenen abspielt, weil sie Journalisten und Politiker vereinigt zum vertraulichen Gespräch. Im Nachkriegs-Bonn 1952 war das eine innovative Idee. Nachahmer gibt es viele, aber der Presseclub ist bis heute der fürnehmste der „Kreise“ geblieben.

Zum Geburtstag ist also der Bundespräsident gekommen. Johannes Rau hat eine muntere Rede gehalten mit ernstem Schluss. Dass er sich nur wünschen könne, hat Rau gesagt, dass die Berichterstattung nicht unter Sparzwängen leide. Dass es keinesfalls so werden dürfe, dass in der Presse „die Politik nur noch unter ferner liefen läuft, denn dann läuft sie nicht mehr“. Da haben sich viele angeguckt im Spiegelsaal. Jeder kennt einen Kollegen, dem gerade gekündigt wurde.

Keiner weiß, ob der Brief an ihn nicht schon geschrieben ist, weil die Zeitungen kein Geld mehr haben. Dann sind aber die „Springmäuse“ gekommen, und alle haben sich schlapp gelacht über die Kabarett-Truppe aus Bonn. „Why is it so beautiful at the Rhine – is it the girls or is it the wine?“ hat einer aus dem Quartett gesungen, eine Jazz-Variation, was viel komischer klingt als es sich aufschreiben lässt. Aber es sind nicht die Mädchen und es ist auch nicht der Wein. Der Rhein, das ist die Erinnerung an sorglosere Tage.

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