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Politik: Schilys Herz für Alternative

Von Kurt Sagatz Linus Torwalds ist in der Computerszene das, was man einen Helden nennt. Ein Robin Hood des Internet-Zeitalters.

Von Kurt Sagatz

Linus Torwalds ist in der Computerszene das, was man einen Helden nennt. Ein Robin Hood des Internet-Zeitalters. Vor zehn Jahren schrieb der finnische Student die Grundlagen für eine Software, die ein ganzes Wirtschaftssystem durcheinander bringen sollte. Am Montag nun wurden Torwalds und sein Betriebssystem Linux von Otto Schily geadelt. Der Innenminister unterschrieb mit IBM-Chef Erwin Staudt einen Vertrag, der die stärkere Nutzung der alternativen Software in der öffentlichen Verwaltung erleichtert. Bislang gab es so etwas nur mit Microsoft. Noch vor wenigen Jahren galt Linux bei den meisten IT-Unternehmen als Teufelszeug. Anders als Windows oder das IBM-Konkurrenzprodukt programmierten hier keine firmeneigene Entwickler, sondern eine immer größer werdende Linux-Fangemeinde, alles organisiert über das unkontrollierbare Internet.

Erst später erkannten auch IBM, Oracle und Co., dass Linux mehr ist als die Weiterentwicklung der Graswurzelkultur. Seit gestern nun ist es amtlich: Wer Linux einsetzt, lebt sicherer und kann dabei auch noch Geld sparen. Denn genau dies sind die Gründe, die Schily bei der Vertragsunterzeichnung anführte.

Nach dem 11. September beschleunigte Schily die Förderung freier Software. Nicht Linux an sich ist sicherer, vielmehr macht es auch hier die Mischung. Wer allein auf Produkte von Bill Gates setzt, ist angreifbar. Nicht weil es sich um US-Software handelt, sondern weil Monokulturen auch im Computerleben größere Angriffsflächen beispielsweise für Viren-Programmierer und Hacker bieten. Je größer also die Software-Vielfalt, desto sicherer das Gesamtsystem. Und so weit, dass die Behörden mit unbekannten Start-up-Firmen verhandeln müssen, wollte nun auch niemand gehen. Für Bund, Länder und Kommunen heißt der Partner IBM, das schafft Vertrauen. Das Beste aus beiden Welten nutzen, dies hat der Bundestag schon vor einiger Zeit vorgemacht. Nach einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen den Befürworten der freien Software und den Kritikern aus dem Microsoft-Lager hat das Parlament beschlossen, beides miteinander zu verbinden. Das sichere und kostengünstige Linux sorgt für die richtige Infrastruktur, auf den Bildschirmen bleibt das bekannte Windows als Schnittstelle zum Benutzer. Friedliche Koexistenz in der Computerindustrie, das ist die Devise.

Linus Torwalds dürfte dies begrüßen. Als er als Student Linux ins Leben rief, ging es ihm schließlich auch nicht um Ideologie. Er konnte sich das teure Betriebssystem Unix nur nicht leisten.

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