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Auf Hilfe angewiesen. In den abgeriegelten Bezirken Aleppos benötigen die Menschen Lebensmittel, Wasser und Medikamente.

© Karam al Masri/AFP

Schlacht um Aleppo: SOS-Kinderdörfer stellen Nothilfe ein

Russland und das syrische Regime haben eine neue Großoffensive gestartet, um Aleppo einzunehmen. Die Gewalt hat Folgen: Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer bringt ihre Mitarbeiter in Sicherheit.

Die Gewalt in Aleppo findet kein Ende. Im Gegenteil. Nach einer Zeit relativer Ruhe haben Russland und das mit ihm verbündete syrische Regime eine neue Großoffensive gestartet. Das Ziel: Die von islamistischen und nicht islamistischen Kämpfern kontrollierten Teile der Stadt sollen mit allen Mitteln zurückerobert werden. Wohl aus diesem Grund werden nun wieder offenbar massive Luftschläge geflogen. Das berichten Aktivisten und Helfer.

Für die Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer und die von ihnen versorgten Menschen haben die Angriffe einschneidende Folgen: Die weltweit tätige Organisation setzt jetzt ihre Nothilfe in der nordsyrischen Stadt vorübergehend aus. Das bestätigte Sprecher Louay Yassin dem Tagesspiegel. „Die vergangenen Tage waren brutal.“ Deshalb seien 15 Angestellte und ihre Familien nach Damaskus in Sicherheit gebracht worden. Bisher versorgten SOS-Kinderdörfer nach eigenen Angaben in Aleppo mehr als 25.000 Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung.

Helfer wollen möglichst rasch zurückkehren

„Die Entscheidung, die Programme zu stoppen, ist uns sehr schwergefallen“, sagt Alia al Dalli, Direktorin der SOS-Kinderdörfer im Nahen Osten. „Wenigstens können wir die Menschen in Aleppo weiterhin mit frischem Wasser versorgen.“ Sobald es die Sicherheitslage zulasse, würden die Teams ihre Arbeit wieder aufnehmen. „Wir werden hoffentlich bald zurückkehren und die notleidenden Kinder und ihre Familien schützen.“ Auch andere Hilfsorganisationen sollen mittlerweile Mitarbeiter abgezogen haben.

Aleppo gilt als zentrales Schlachtfeld im Syrien-Krieg. Seit einigen Monaten versuchen syrische und russische Einheiten, unterstützt von schiitischen Milizen, die Stadt vollständig unter Kontrolle zu bekommen. Teile der einstigen Metropole werden aber nach wie vor von Aufständischen beherrscht. Vor der jetzigen Offensive hatten Damaskus und Moskau ihre Attacken weitgehend ausgesetzt. Mit dieser Kampfpause habe man Rebellen und Zivilisten die Chance geben wollen, den Osten Aleppos durch Fluchtkorridore zu verlassen, hieß es.

300000 Zivilisten sind eingekesselt

Schätzungen zufolge leben in den von der syrischen Armee umzingelten Bezirken noch bis zu 300.000 Menschen – und das unter katastrophalen Bedingungen. Dennoch weigern sich die Aufständischen, ihre Stellungen aufzugeben. Vielmehr setzten sie in den vergangenen Tagen alles daran, die Belagerung zu durchbrechen. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg.

Marschflugkörper Richtung Syrien. Eine Aufnahme, die vom russischen Verteidigungsministerium verbreitet wurde.
Marschflugkörper Richtung Syrien. Eine Aufnahme, die vom russischen Verteidigungsministerium verbreitet wurde.

© dpa

Nun will das Regime, unterstützt von Moskau und Teheran, offenbar mit Bomben Fakten schaffen. Im syrischen Staatsfernsehen war sogar davon die Rede, dass sich Bodentruppen für einen Sturm auf Aleppo vorbereiten. Demnach soll die Stadt aus neun Richtungen angegriffen werden. Die Gelegenheit scheint aus Sicht des Kremls günstig. Der neue US-Präsident wird am 20. Januar in sein Amt eingeführt. Womöglich genügend Zeit, um ihn in Aleppo vor vollendete Tatsachen zu stellen – und damit Russlands Macht im Nahen Osten zu demonstrieren.

Aber vielleicht spielt das keine so große Rolle. Denn Syriens Machthaber Baschar al Assad nennt Donald Trump einen „natürlichen Verbündeten“ im Kampf gegen die „Terroristen“.

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