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Politik: Schlechte Versorgung in West-Timor - indonesische Soldaten verlassen Aceh nach Massendemonstrationen

In Flüchtlingslagern der indonesischen Provinz West-Timor sind seit Anfang Oktober nahezu 300 Vertriebene aus dem benachbarten Ost-Timor an Krankheiten gestorben. Wie die staatliche indonesische Nachrichtenagentur Antara am Freitag meldete, ist die mangelhafte medizinische Versorgung für den Tod von 294 Menschen verantwortlich, darunter 158 Säuglinge und Kinder.

In Flüchtlingslagern der indonesischen Provinz West-Timor sind seit Anfang Oktober nahezu 300 Vertriebene aus dem benachbarten Ost-Timor an Krankheiten gestorben. Wie die staatliche indonesische Nachrichtenagentur Antara am Freitag meldete, ist die mangelhafte medizinische Versorgung für den Tod von 294 Menschen verantwortlich, darunter 158 Säuglinge und Kinder. Die meisten hätten an Durchfallerkrankungen und Entzündungen der Atemwege gelitten. In der ost-timorischen Hauptstadt Dili gedachten am Freitag Tausende Menschen auf einem Friedhof der mehr als 200 Opfer eines vor acht Jahren von der Armee begangenen Massakers. Aus der Unruheprovinz Aceh zog das Militär am Freitag 600 Elite-Soldaten ab.

In West-Timor befinden sich noch Zehntausende von ost-timorischen Flüchtlingen. Nach dem Unabhängigkeitsvotum Ende August waren etwa 260 000 Ost-Timorer dorthin geflohen oder vertrieben worden, als pro-indonesische Milizen das Gebiet mit einer Welle der Gewalt überzogen hatten. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR beschuldigt die indonesische Armee und die Milizen, die Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat zu behindern. Nach Angaben von Antara wurden seit Oktober etwa 15 100 Flüchtlinge nach Ost-Timor zurückgebracht.

In Dili beteten mehr als 10 000 katholische Trauernde für die Seelen der Toten eines Blutbades von 1991, wie Augenzeugen berichteten. Auf dem Friedhof St. Cruz hatten indonesische Soldaten am 12. November 1991 auf Trauergäste geschossen, die einen getöteten Unabhängigkeitsaktivisten zu Grabe trugen. Bei dem Blutbad, von dem heimlich entstandene Filmaufnahmen in das Ausland gelangten, hatte es nach offiziellen Angaben 50 Tote gegeben. Menschenrechtsgruppen schätzen dagegen die Zahl der Opfer auf bis zu 270.

Der Abzug der Soldaten aus der Unruheprovinz Aceh im Norden der Insel Sumatra folgte vier Tage nach der größten Massendemonstration in der Provinz. Indonesiens Staatspräsident Abdurrahman Wahid hofft, mit dem Abzug die angespannte Lage in Aceh entschärfen zu können. In der Provinzhauptstadt Banda Aceh hatten am Montag etwa eine Million Menschen für ein Unabhängigkeitsreferendum demonstriert. Wahid hat bereits seine Zustimmung signalisiert, bot jedoch gleichzeitig "totale Autonomie" und wirtschaftliche Zugeständnisse an.

Wahid will Suharto begnadigen

Jakarta (epd). Der neue indonesische Präsident Abdurrahman Wahid hat eine Amnestie für Ex-Diktator Suharto (79) in Aussicht gestellt, falls er wegen persönlicher Bereicherung verurteilt wird. "Wenn er vor Gericht für schuldig befunden wird, werden wir ihn begnadigen, weil er unser Präsident war", sagte Wahid der indonesischen Tageszeitung "Jakarta Post". Ein Straferlass für Suhartos Familienangehörige und "Kumpane" komme aber nicht in Betracht.

Wahid zeigte sich davon überzeugt, dass Suharto, der von Mitte der 60er Jahre bis 1998 regiert hatte, ein großes Vermögen im Ausland anhäufte. "Ich glaube, dass er sogar reicher ist als der Staat", sagte Wahid. Seine Regierung hat die Ermittlungen gegen Suharto wegen Korruptionsverdachts wieder aufgenommen. Nach Zeitungsberichten gibt es widersprüchliche Angaben über den Gesundheitszustand des Ex-Diktators, der zwei Schlaganfälle erlitten hat.

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