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Politik: Schöner Schwindel

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Wer einen etwas zu kurz geratenen Sohn oder eine Tochter mit schiefer Nase hat, kennt diesen ersten Augenblick, in dem man seine Kinder kaltschnäuzig belügt. „Das macht doch nichts“, tröstet man, „auf die inneren Werte kommt es an, nicht auf die Schönheit“.

Von Antje Sirleschtov

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Wer einen etwas zu kurz geratenen Sohn oder eine Tochter mit schiefer Nase hat, kennt diesen ersten Augenblick, in dem man seine Kinder kaltschnäuzig belügt. „Das macht doch nichts“, tröstet man, „auf die inneren Werte kommt es an, nicht auf die Schönheit“. Auch Roland Koch hat uns diesen Bären aufbinden wollen. Politiker, meinte der hessische Ministerpräsident, müssten durchsetzungsstark sein und auch sonst noch so allerlei wunderbare Charaktereigenschaften besitzen, um erfolgreich zu sein. Im eigentlichen Sinne „schön“ müssten sie nicht sein.

Nun, Herr Koch, das mag ja im fernen Hessen so sein. Obwohl wir auch davon noch nicht überzeugt sind. Vielleicht sollten wir Ihre Überzeugung in dieser Sache auch als Hinweis auf Ihre charmante (wenn auch sehr versteckte) Hochachtung vor Ihrer Parteichefin werten, über deren Geschmack in Sachen Mode ja zurzeit intensiver in der Union gestritten wird.

Für ein höheres Amt in Berlin taugt eine solche Einstellung nicht. Beweise? Nehmen wir die SPD, die hier in Berlin gerade die Bundesregierung anführt. Deren Generalsekretär startete unlängst eine Werbekampagne. Worum es inhaltlich ging, haben wir schon wieder vergessen. Beeindruckt sind wir aber noch immer von den Postern und Karten, auf denen uns etwa Finanzminister Hans Eichel und Sozialministerin Ulla Schmidt die inneren Werte der SPD präsentieren. So braun gebrannt, so ohne jedes Fältchen und mit strahlendem Lächeln der blütenweißen Zähne. So schön.

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