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Unabhängigkeit wünschen sich viele Schotten, doch die Angst vor wirtschaftlichen Einbußen ist groß.

© Reuters

Schottland: „Yes we can“ auf Schottisch

Der Startschuss der Kampagne für Unabhängigkeit die Unabhängigkeit Schottlands ist gefallen. Abgestimmt wird erst 2014. Bis dahin müssen die Separatisten die Bürger noch davon überzeugen, dass sie abgespalten von Großbritannien wirtschaftlich besser dastehen werden.

Es ging sehr emotional zu beim Start des schottischen Unabhängigkeitskampfes in einem Kino in Edinburgh. „Die Welt wartet auf uns“, verkündete „Goldeneye“- Filmstar Alan Cumming. Eine Grußbotschaft von Alt-James-Bond Sean Connery wurde verlesen, und Brian Cox, ein weiterer patriotischer Schauspieler, erinnerte sich an seine Jugend als „junger Mann ohne Nation“. Aus Lautsprechern schallte „One Great Thing“ von der Gruppe Big Country aus den neunziger Jahren, die Hymne der Unabhängigkeitskämpfer.

„Wir sind die größte Bürgerbewegung der schottischen Geschichte“, erklärte Nationalistenführer Alex Salmond, Chef der schottischen Regionalregierung. Mit Handy-Klingeltönen und Facebook-Aufrufen soll die „Yes Scotland“-Kampagne eine Million wahlberechtigter Schotten dazu bringen, eine „Yes Declaration“ zu unterzeichnen. „Wenn wir das schaffen, gewinnen wir.“

Abgestimmt wird zwar erst im Herbst 2014, aber die Aufregung ist groß. Auf dem Spiel stehen 300 Jahre gemeinsame Geschichte des „Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland“. Ein Ende der Staatenunion wäre „tief, tief traurig“, warnte Premier David Cameron. Blicken lassen darf sich der englische Tory bei der Kampagne nicht, denn seine Partei gilt als Vertreter der verhassten englischen Elite.

Die Verteidiger der Staatenunion Großbritannien wollen erst in ein paar Wochen starten. Aber ihr Sprecher, der schottische Labour-Politiker Alistair Darling, dämpfte mit neuenUmfrageergebnissen die nationalistische Begeisterung. Nur 33 Prozent sind derzeit für die Unabhängigkeit, 57 Prozent dagegen. „Die Nationalisten wollen den Eindruck einer Massenbewegung erwecken, in Wahrheit steckt ihre Kampagne fest.“

Salmond kocht seine Unabhängigkeitsstrategie seit Jahrzehnten mit Erfolg auf kleiner Flamme. Vor 20 Jahren nahm ihn niemand ernst. Nun haben die fünf Millionen Schotten ein mit weitgehenden Kompetenzen ausgestattetes Parlament. Jetzt verspricht Salmond „ein grüneres, faireres und wohlhabenderes Schottland“ auf der Basis von eigenem Öl, grüner Technologie und schottischem Unternehmergeist. „Wir können unseren Gesundheitsdienst managen, warum nicht unsere Wirtschaft?“ Entscheidend wird sein, wie die Schotten das wirtschaftliche Risiko der Unabhängigkeit einschätzen, glaubt der Glasgower Politologe John Curtice. „Noch haben die Nationalisten die Schotten nicht überzeugt, dass sie unabhängig besser dran sind.“ Das britische Wirtschaftsmagazin „Economist“ verärgerte stolze Schotten mit einer satirischen Landkarte, auf der Schottland als „Skintland“ oder „Geizland“ und die Hauptstadt als Schuldenstadt „Edinborrow“ bezeichnet wird.

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