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Politik: Schrempp geht – die Aktie steigt

Chef von Daimler-Chrysler verzichtet auf Abfindung / Nachfolger wird Chrysler-Vorstand Zetsche

Stuttgart/Berlin Der Vorstandsvorsitzende von Daimler-Chrysler, Jürgen Schrempp, hat überraschend seinen Rücktritt erklärt. Er werde das größte deutsche Unternehmen nach zehn Jahren im Amt Ende des Jahres verlassen, teilte Daimler-Chrysler in Stuttgart mit. Nachfolger soll am 1. Januar 2006 Chrysler-Chef Dieter Zetsche werden. Die Börse reagierte euphorisch: Die Aktie stieg zeitweise um mehr als zehn Prozent.

Aufsichtsratschef Hilmar Kopper teilte lediglich mit, die Beschlüsse über den Machtwechsel seien einstimmig gefasst worden. Genaue Gründe nannte er nicht. Schrempps Vertrag war erst im vergangenen Jahr vorzeitig bis April 2008 verlängert worden. Beobachter hatten mit einem Ausscheiden Schrempps frühestens 2007 gerechnet. In seine Ära fällt die größte Zäsur in der über 100-jährigen Firmengeschichte: die Fusion mit dem US- Autobauer Chrysler vor sechs Jahren.

Schrempp sagte in einer Telefonkonferenz, er habe nicht die Absicht, in den Aufsichtsrat des Autokonzerns zu wechseln. „Persönlich kann ich Ihnen versichern, dass ich ein sehr glücklicher Mann bin“, versicherte er. In einem Brief an die Mitarbeiter schrieb der Manager, er habe nach dem, was erreicht worden sei, großes Vertrauen in die Zukunft von Daimler-Chrysler. Er glaube außerdem, dass sein Nachfolger „zusammen mit dem hervorragenden Team im Vorstand weiter auf diesem soliden Fundament aufbauen wird“. Schrempp soll keine Abfindung erhalten. Auf sein bis 2008 ausstehendes Gehalt verzichte er, sagte ein Sprecher.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement bekundete Schrempp „vollen Respekt“ für dessen Leistungen an der Konzernspitze. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger würdigte Schrempps Bedeutung für den Automobilstandort im Süden Deutschlands. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Konzerns, Erich Klemm, hob ebenfalls die Verdienste des Vorstandschefs für das Unternehmen hervor. Die Fondsgesellschaft Union Investment begrüßte hingegen den Wechsel: „Das Unternehmen kommt aus einem tiefen Tal der Tränen“, sagte Fondsmanager Thomas Meier. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) reagierte positiv: „Immerhin hat Schrempp mit dieser Entscheidung endlich einmal das Kursfeuerwerk ausgelöst, das er den Aktionären schon beim Zusammenschluss von Daimler-Benz und Chrysler versprochen hatte“, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker.

Der Konzern legte am Donnerstag seine Bilanz zum zweiten Quartal vor, wonach die Kosten für die Sanierung des Kleinwagens Smart den Gewinn belasteten. Die Mercedes-Gruppe schrieb aber wieder schwarze Zahlen. Tsp

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