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Politik: Schröder bietet USA größeren Einsatz in Afghanistan an Mehr Schutzzonen im Gespräch Bundeswehrverband skeptisch

Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder hält eine Ausweitung der Schutzzonen in Afghanistan für denkbar.

Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder hält eine Ausweitung der Schutzzonen in Afghanistan für denkbar. Nach seinem Gespräch mit US-Außenminister Colin Powell sagte Schröder am Freitag, es sei zu prüfen, „wie man die Sicherheitszonen über Kabul hinaus ausdehnen kann“ und welche Rolle Deutschland dabei spielen könne. Bislang hatten Schröder und auch Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) solche Forderungen wegen der zu großen Gefahren strikt abgelehnt.

Die Internationale Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) wird nur in Kabul eingesetzt. Deutschland stellt zurzeit 2500 Soldaten der 4500 Mann starken Truppe und führt seit Februar mit den Niederlanden das Kommando. Nach den Worten von Vize-Regierungssprecher Thomas Steg, der die Aussagen Schröders präzisierte, will die Regierung das Isaf-Mandat nicht ändern. Gemeint seien regionale Wiederaufbauteams, die den zivilen Aufbau in den Regionen des zerstörten Landes sowie die Hilfsorganisationen unterstützen sollten. Geprüft werden müsse auch, ob diese zivilen Kräfte eine „militärische Schutzkomponente“ benötigten, sagte Steg. Die USA haben vor einigen Monaten bereits erste Aufbauteams in Afghanistan eingerichtet.

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, reagierte im Gespräch mit dem Tagesspiegel mit großer Skepsis auf die Äußerungen Schröders. Zwar seien die Vorschläge derartiger Wiederaufbauteams im Prinzip sinnvoll. Auch sei es sicher richtig, diese Teams militärisch zu schützen. „Die Frage ist aber, wer beteiligt sich daran. Und ich habe große Sorge, dass dann die Bundeswehr wieder die erste Adresse ist.“ Die Bundeswehr laufe Gefahr, über ihre Möglichkeiten hinauszugehen. Mit dem Eintreffen des kanadischen Kontingents habe man gehofft, die Zahl der deutschen Soldaten in Kabul deutlich reduzieren zu können. „Das könnten wir bei einer Ausweitung der Schutzzonen vermutlich vergessen“, sagte Gertz. Zugleich warnte er vor einer schleichenden Aufweichung des Mandats, sollte sich die Bundeswehr außerhalb Kabuls an Einsätzen beteiligen. „Das wird sich sehr schwer in Grenzen halten lassen.“

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