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Politik: Schröder: Die Erinnerung muss leben

Gedenkfeier zu 60 Jahre Befreiung des KZ Buchenwald / Spiegel warnt vor jungen Überzeugungstätern

Weimar – Am 60. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager haben Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Opfer der NSDiktatur eindringlich davor gewarnt, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu vergessen. Schröder sagte am Sonntag bei der zentralen Gedenkfeier im Deutschen Nationaltheater in Weimar, Gedenkstätten wie die des nahe gelegenen Konzentrationslagers Buchenwald seien deshalb so wichtig, weil sie die Erinnerung lebendig erhielten. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen sei eine „bleibende moralische Verpflichtung“.

Eine Erinnerung, die nur noch wenige persönlich weitergeben können. So sagte auch der spanische Autor und ehemalige Buchenwald-Häftling Jorge Semprún, bei der nächsten Gedenkfeier 2015 gebe es wohl keine Überlebenden mehr. „Die Zeugen verstummen.“ Semprún erntete empörte Zwischenrufe aus den Reihen der angereisten Ex-Häftlinge.

Mit Blick in die Zukunft versprach Schröder: „Wir wollen und wir werden nicht zulassen, dass Unrecht und Gewalt, dass Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wieder eine Chance bekommen.“ Der Präsident des Buchenwald-Komitees ehemaliger Häftlinge, Bertrand Herz, appellierte vor allem an die Jugend, jede Form der Ausgrenzung zu bekämpfen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, indes beklagte den Einzug rechtsextremer Parteien in deutsche Landtage. Mehr noch jedoch müsse beunruhigen, dass die rechte Szene keine Probleme habe, Nachwuchs zu rekrutieren. „Vor unseren Augen wachsen Überzeugungstäter heran“, sagte Spiegel. An der Gedenkfeier nahmen 1200 Gäste teil, darunter etwa 600 Buchenwald-Überlebende aus 26 Ländern und 50 Veteranen der 3. US-Armee, die das Lager am 11. April 1945 befreit hatten.

Unterdessen haben die Grünen an „alle Demokratinnen und Demokraten“ appelliert, sich am 8. Mai in Berlin gegen die Provokation von Neonazis zu stellen. „Der 8. Mai ist ein Tag für Freiheit und Demokratie“, sagte Parteichefin Claudia Roth am Sonntag auf dem kleinen Parteitag der Grünen in Gelsenkirchen. Es sei wichtig, über dieses Datum hinaus „jeder Form von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus“ eine klare Absage zu erteilen. Roth warnte vor dem Irrglauben, Rechtsextremismus sei nur ein ostdeutsches Problem. Auch in alten Bundesländern gebe es ein rechtsextremes Potenzial. Die Delegierten stellten sich auch hinter die Änderung der Gedenkpraxis im Auswärtigen Amt. Die deutsche Gesellschaft brauche „klare Signale, dass wir aus unserer Geschichte Lehren für die Zukunft gezogen haben“. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus müsse „über den schnellen Aktionismus hinaus angelegt sein“. Tsp

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