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Politik: Schüler-Laptop: Bildungsministerium will Preis unter 1000 Mark

Jeder Schüler bekommt bis 2006 einen eigenen Laptop - mit dieser Forderung trat Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gestern an die Öffentlichkeit. Um das ambitionierte Projekt überhaupt finanzieren zu können, soll die Wirtschaft einspringen.

Jeder Schüler bekommt bis 2006 einen eigenen Laptop - mit dieser Forderung trat Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) gestern an die Öffentlichkeit. Um das ambitionierte Projekt überhaupt finanzieren zu können, soll die Wirtschaft einspringen. Die Kosten für die Ausstattung aller Schüler mit Laptops werden mit etwa 82 Milliarden Mark veranschlagt.

Bulmahns Vorschlag betrifft zunächst die Eltern, die ihren Kindern ein Notebook kaufen sollen. Doch viele Familien können sich eine solche Anschaffung nicht leisten. An dieser Stelle ist nach den Vorstellungen der Bildungsministerin die Wirtschaft gefragt, die einen Schüler-Laptop entwickeln soll. "Unser Ziel ist ein günstiges Gerät, das sich wirklich jeder leisten kann", sagt ein Ministeriumssprecher. "Ein solches Notebook müsste unter 1000 Mark kosten." Derzeit werden darüber Gespräche mit Unternehmen geführt, insbesondere im Rahmen der D21-Initiative. Darin arbeiten 94 Unternehmen und die Bundesregierung zusammen, um Deutschland zukünftsfähig zu machen. Und im Ministerium hofft man, dass sich jetzt, nach der Veröffentlichung des Konzepts, noch mehr Unternehmen für eine solche Zusammenarbeit interessieren.

Die Bildungsministerin hofft außerdem, in den nächsten Jahren 20 000 Sponsorenpartnerschaften abschließen zu können. Denkbar sei beispielsweise, dass Firmen die Notebooks direkt an Kinder spenden, deren Eltern sich die Anschaffung nicht leisten könnten, so der Ministeriumssprecher.

Die größeren Computerhersteller in Deutschland stehen dem Vorschlag der Bildungsministerin positiv gegenüber. "Das ist natürlich alles eine Frage der Finanzierung. Doch prinzipiell sind wir dafür offen", sagt Claudia Martens von Hewlett Packard in Böblingen. Das Unternehmen sei jedoch noch nicht direkt vom Bildungsministerim auf die neue Initiative angesprochen worden. "Wir machen zurzeit schon sehr viel bei der Ausstattung von Schulen mit Computern und Internetzugängen", erklärte sie weiter. Der Konzern habe ein umfangreiches Spendenprogramm aufgelegt.

Toshiba-Sprecher Josef Thiel sagte angesichts der Preisvorstellungen des Bildungsministeriums: "Das Konzept ist offensichtlich nicht ganz zuende gedacht." Barbara Eckrich von Fujitsu-Siemens sagt, Qualität habe ihren Preis. Wegen des großen Preiskampfs zwischen den Computerherstellern gebe es wenig Spielraum für ein Engagement der Konzerne. Thomas Mickeleit von IBM betont, prinzipiell seien Unternehmen bereit, bei der Initiative mitzumachen. "Der Staat muss aber ebenfalls zu massiven Investitionen bereit sein." Die nötigen Milliardensummen seien von der Wirtschaft auch bis 2006 nicht alleine aufzubringen. Außerdem bezweifelt er, dass es wirklich sinnvoll ist, jeden Schüler mit einem Notebook auszustatten. Eine flächendeckende Versorgung der Schüler mit Computern sei auch anders zu erreichen. Unterdessen kritisierte der Deutsche Lehrerverband Bulmahns Konzept als "gigantische Fehlinvestition".

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