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Politik: Schüsse bei Gedenkfeier für Arafat

Hamas-Aktivisten eröffnen in Gaza Feuer auf Demonstranten der Fatah: sechs Tote und 130 Verletzte

Bei Zusammenstößen auf einer Gedenkveranstaltung zum dritten Todestag von Palästinenserpräsident Jassir Arafat sind in Gaza sechs Menschen getötet und 130 weitere verletzt worden. Das teilten Mitarbeiter von Krankenhäusern mit. Polizisten und bewaffnete Anhänger der radikalen Palästinenserbewegung Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, eröffneten laut Zeugenberichten das Feuer auf die Teilnehmer der Veranstaltung. Hunderttausende hatten Arafat gedacht, der am 11. November 2004 bei Paris gestorben war. Experten bezeichneten die große Beteiligung als Signal der „Wut des Volkes“ gegen die Spaltung der Palästinenserbewegung.

Die Ausschreitungen hätten am Ende der Gedenkfeier begonnen, sagten die Augenzeugen. Die Arafat-Anhänger hätten die aufmarschierten Hamas-Polizisten mit Rufen wie „Mörder, Schiiten“ beleidigt. Daraufhin hätten diese in die Menge gefeuert. Unter den Verletzten seien mehrere Frauen und Kinder. Im palästinensischen Fernsehen wurden Bilder von Hamas-Anhängern gezeigt, die einen Demonstranten mit Knüppeln niederschlugen.

Die Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die nach Kämpfen Mitte Juni von der Hamas aus dem Gazastreifen verdrängt wurde, gab bekannt, mehr als 500 000 Menschen hätten an dem Gedenken für Arafat teilgenommen, der den Palästinensern weiterhin als Symbol des Unabhängigkeitskampfes und der Einheit gilt. Das sei die größte Versammlung im Gazastreifen seit der Gründung der Autonomiebehörde 1994 gewesen.

Abbas hatte bereits vor der Veranstaltung eine Rede verlesen lassen, in der er die Hamas aufforderte, „ihre Verbrechen einzustellen“. Die Hamas habe mit ihrer Machtübernahme im Gazastreifen am 15. Juni einen „Putsch“ begangen. Sie solle „das rückgängig machen und ihre kriminelle Aktivität beenden“.

Für das Gedenken an Arafat waren die Menschen aus allen Orten des Gazastreifens in Gaza zusammengeströmt. Sie schwenkten gelbe Fahnen der Fatah, die einst von Arafat gegründet worden war. „Wir werden nie unseren Vater und Märtyrer Abu Ammar vergessen“, stand auf einem Transparent, das den Kampfnamen Arafats benutzte. Das palästinensische Fernsehen sprach von einem „Marsch der Millionen“ und bezeichnete die rege Beteiligung als Zeichen der Unterstützung für Palästinenserpräsident Abbas und der Ablehnung der Hamas.

Seit der militärischen Machtübernahme der islamistischen Hamas im Gazastreifen im Juni gibt es keine Annäherung zwischen den tief zerstrittenen Palästinenserfraktionen. Präsident Abbas lehnt Gespräche mit der Hamas-Führung ab, solange sie die militärische Macht nicht an die Truppen der Autonomiebehörde zurückgibt. Am 2. November war er erstmals seit den Ereignissen mit hochrangigen Hamas-Vertreter der Westbank zusammengetroffen – allerdings im Rahmen eines größeren Empfangs in seinem Amtssitz. Der Sprecher des Präsidenten, Nabil Abu Rudeina, sagte nach dem Treffen, Abbas habe keine Probleme mit der Bewegung Hamas, sondern mit ihren Führern im Gazastreifen, die einen Coup organisiert hätten.

Vor einem Monat hatte der ehemalige Hamas-Ministerpräsident Ismael Hanija in einer versöhnlichen Geste erklärt, die militärische Machtübernahme sei „vorübergehend“ und Gespräche angemahnt. Immer wieder gibt es Gerüchte über geheime Verhandlungen zwischen Vertretern von Hamas und Fatah, die jedoch von der Autonomiebehörde dementiert werden. Beobachter vermuten, dass Abbas eventuelle Kontakte absolut geheim halten will, um nicht die USA und Israel zu verprellen, die auf dem Boykott der Hamas bestehen. So zahlt die Autonomiebehörde in Gaza beispielsweise keine Gehälter an Angestellte, die der Hamas angehören und von der Einheitsregierung eingestellt wurden. Die USA, die EU und Israel hatten bereits nach dem massiven Sieg der Hamas bei den Parlamentswahlen 2006 mit Boykott reagiert. mit AFP

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