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Großes Polizeiaufgebot in Kopenhagen.

© AFP

Schüsse in Kopenhagen: Deutsche Sicherheitskreise vermuten "einsamen Wolf"

Ein Sicherheitsexperte hat die Anschläge in Dänemark mit dem islamistischen Angriff von Arid Uka am Frankfurter Flughafen vergleichen. Genau wie er könne der jetzige Täter ein "einsamer Wolf" sein.

Von Frank Jansen

Deutsche Sicherheitskreise vermuten bei den Anschlägen in Kopenhagen den Tätertyp „einsamer Wolf“. Es sehe so aus, „dass da einer geschossen hat, der sich aufgerufen fühlte, auch ohne einer terroristischen Organisation anzugehören“, sagte am Sonntag ein Experte dem Tagesspiegel. Er verglich den Angriff mit dem bislang einzigen islamistischen Anschlag in Deutschland, bei dem es Todesopfer gab. Am 2. März 2011 hatte der junge Kosovare Arid Uka am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschossen und zwei weitere schwer verletzt. „Es könnte durchaus sein, dass der Täter in Kopenhagen so einer wie Arid Uka war“, sagte der Fachmann.

Der Kosovare hatte auf eigene Faust gehandelt. Uka hatte sich über salafistische Propaganda im Internet radikalisiert und in den Wahn hineingesteigert, er müsse amerikanische Soldaten für Kriegsverbrechen im Irak bestrafen. Der Anschlag wurde dann von Al Qaida ausdrücklich gelobt. Gleich im März 2011 feierte die jemenitische Filiale der Terrororganisation in ihrem Online-Magazin „Inspire“ den Täter von Frankfurt als „heldenmütigen kosovarischen Mudschahid (Kämpfer)“.

Individueller Dschihad in den Ländern der „Ungläubigen“

Sicherheitsexperten verweisen zudem auf den Angriff des Syrien-Rückkehrers Mehdi Nemmouche auf das Jüdische Museum in Brüssel. Der Islamist schoss am 24. Mai 2014 mit einer Kalaschnikow um sich und tötete vier Menschen, darunter ein Ehepaar aus Israel. Als weitere Tat eines „einsamen Wolfes“, der zudem auch gezielt jüdische Opfer suchte, wird der Amoklauf von Mohammed Merah genannt. Am 19. März 2012 erschoss der Franzose in Toulouse vor einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer. Zuvor hatte Merah bereits drei Fallschirmjäger ermordet.

Auch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ propagiert inzwischen den individuellen Dschihad in den Ländern der „Ungläubigen“. Nach den Anschlägen in Paris rief ein Sprecher des IS vor drei Wochen im Internet „die Muslime in Europa“ auf, „die Kreuzritter anzugreifen, wo immer sie sich aufhalten“. Die „christlichen Bastionen“ würden künftig in einer Situation „des Terrors, der Angst und der Unsicherheit leben“.

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