zum Hauptinhalt

Politik: Schützte CIA Ex-Nazis?

US-Geheimdienst gab Informationen über Eichmanns Verbleib 1958 nicht an Israel weiter

Die CIA wusste 1958, dass Adolf Eichmann sich in Argentinien aufhielt und unter welchem Namen, verschwieg das aber den Israelis, um deutsche Ex-Nazis zu schützen. Das berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf jetzt freigegebenes Archivmaterial. Zwei Jahre später spürten israelische Agenten Eichmann, einen der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Juden, in Argentinien auf und entführten ihn nach Israel, wo er 1962 hingerichtet wurde. Die Radioübertragungen und Zeitungsberichte von dem mehrmonatigen Prozess wurden für die damalige Generation junger Deutscher zu historischen Lehrstunden über die Naziverbrechen.

Die Eichmann-Papiere fanden Historiker in 27 000 Seiten, die die CIA an das Nationalarchiv in Washington übergab. Ziel dieses Kongressbeschlusses war die Aufklärung, inwieweit die USA Ex-Nazis als Agenten nutzten. Nach den Unterlagen informierte der Geheimdienst der Bundesrepublik die CIA, dass Eichmann unter dem Namen Clemens in Argentinien lebe – tatsächlich nannte er sich dort Ricardo Klement. Die CIA gab die Information aber nicht an Israel weiter.

Die US-Politik habe sich Ende der 50er Jahre auf den Kalten Krieg konzentriert, zitiert die „New York Times“ Historiker. Anders als in den unmittelbaren Nachkriegsjahren mit ihren Umerziehungs- und Entnazifizierungsprogrammen hatte die Verfolgung deutscher Kriegsverbrecher keine Priorität mehr. Die Bundesrepublik war bereits Nato-Mitglied.

Der Zeitung zufolge war die Bundesregierung besorgt, Eichmann werde über die Verwicklung von Hans Globke aussagen. Er war unter Konrad Adenauer Staatssekretär im Kanzleramt. Als Jurist war er an den Gesetzen zur Entrechtung der Juden beteiligt. Die DDR machte Globke 1963 in Abwesenheit einen Schauprozess, um die Ähnlichkeit der Bundesrepublik mit Nazideutschland zu belegen. Tatsächlich nutzten der sowjetische KGB wie die CIA ehemalige Nazis als Agenten, beschreibt die „New York Times“ an mehreren Beispielen.

Eichmann war der US-Armee bereits bei Kriegsende in die Hände gefallen, doch gab er einen falschen Namen an und wurde entlassen. Nachdem er sich jahrelang in Deutschland und Italien versteckt hatte, floh er 1950 nach Argentinien.

Die Zeitung deutet auch eine unschuldigere Erklärung als den dezidierten Schutz von Nazigrößen an, warum die CIA die Eichmann-Information nicht an Israel weitergab: Die Führung wusste nichts davon. CIA-Direktor Allen Dulles sei 1960 völlig überrascht gewesen, dass Israelis Eichmann in Argentinien aufgespürt hatten. Das „Life Magazine“ wiederum veröffentlichte 1960 Eichmanns Memoiren, die es über seine Familie gekauft hatte. Auf Wunsch der CIA wurden dort Verweise auf Globke entfernt.

Zur Startseite