zum Hauptinhalt

Politik: Schuldig

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Diese Dschungelschau ist nichts dagegen. Hat man dort etwa den Promi mit einem Strick aus Stroh gefesselt durch eine tobende Meute gezerrt?

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Diese Dschungelschau ist nichts dagegen. Hat man dort etwa den Promi mit einem Strick aus Stroh gefesselt durch eine tobende Meute gezerrt? Hat man ihn, als er sich losreißt, grölend wieder eingefangen? Hat man ihn wegen des misslungenen Fluchtversuchs beschimpft mit den Worten: „So einen Hosenscheißer hatten wir noch nie?“ Hat man nicht. Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stockach am Bodensee aber ist nicht nur 653 Jahre älter, sondern auch härter als jeder moderne TV-Aufguss. Friedrich Merz heißt der Angeklagte? Na prima!

Wir zitieren aus der Klageschrift: Der Mann versuche den Eindruck zu erwecken, er habe vernünftige Ideen. Der Hahn lege aber auch keine Eier. Auf den Gedanken, eine Steuererklärung auf einem Bierdeckel zu verfassen, könne einer nur im Bierdunst sauerländischer Kneipen kommen. Ein Nischentheoretiker sei dieser Merz, ein Science-Fiction-Autor, ja ein Roter: Gleichmacherei im Steuerwesen – Sozialismus pur!

Der Angeklagte hat sich nach Narrenart zu verteidigen gesucht und das Gericht wegen seiner ehrwürdigen Abkunft aus dem Jahre 1513 als „rückständig“ beschimpft. Vergebens. „Vom Maßanzug zur Anmaßung ist es nur ein kleiner Schritt“, hat das Gericht gedonnert – schuldig! Zur Strafe zu entrichten sind zwei Eimer mit 60 Litern Wein, davon zwei Drittel badischer Roter, der Rest in Weißem. Nur einen mildernden Umstand erkannte das Gericht zu. Diese Sache, als die „liebreizende, herzige und immer gut frisierte Angela“ ihm das Amt wegnahm, habe beim Angeklagten ein Trauma hinterlassen. „Wer sich über das Weib stellt“, sprach ein mitfühlender Richter, „kommt schnell unter ihm zu liegen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false