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Politik: Schwanz mit Macht

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Joschka Fischer erhält moralische Unterstützung von Agitations- und Propagandaspezialisten, genauer gesagt: aus der Werbewirtschaft. Das Fachorgan „Werben und Verkaufen“ („w & v“) beklagt nun nachdrücklich, dass die Partei ihrem Spitzenkandidaten die Gefolgschaft verweigerte.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Joschka Fischer erhält moralische Unterstützung von Agitations- und Propagandaspezialisten, genauer gesagt: aus der Werbewirtschaft. Das Fachorgan „Werben und Verkaufen“ („w & v“) beklagt nun nachdrücklich, dass die Partei ihrem Spitzenkandidaten die Gefolgschaft verweigerte. Die Grünen nämlich hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt, einen von Fischer geschätzten Plakatentwurf zum Thema Geschlechterkampf im Wahlkampf einzusetzen.

Das Motiv der Hamburger Agentur „Zum goldenen Hirschen“ zeigte die Rückansicht eines Frauenkopfes mit Pferdeschwanz und dazu die Zeile: „Schwänze an die Macht“. Obwohl das Plakat nicht geklebt wurde, sei es das Motiv „mit der meisten Publicity und PR“, lobt das Branchenorgan. „Politisch überkorrekte Parteigremien“ aber hätten den Entwurf mit dem frechen Wortspiel verhindert, schreiben die Marketing-Spezialisten und stellen die Grünen-Strategen an den Pranger: „Schande über diese Spaßbremsen". Aus Angst vor allergischen Schockreaktionen feministischer Parteikreise hatten Fischers Parteifreundinnen und -freunde ein weniger provokantes Motiv in Auftrag gegeben. Lediglich einige Probedrucke machten die Runde. Der Minister jedenfalls fühlt sich durch das Fachlob bestätigt, wahrt in der Öffentlichkeit aber sorgsam die Würde seines Amtes und übt sich in bürgerlichen Umgangsformen.

Denn als die Kreativen aus dem Büro der goldenen Hirschen bei der Präsentation von Fischers Internet-Seite vor der Presse fröhlich ausplauderten, der Wahlkämpfer habe neue Plakatentwürfe „geil“ gefunden, korrigierte der sofort: „Der Minister findet nie etwas geil.“Hans Monath

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