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Schweden: Karikaturist spottet über Al Qaida

In Schweden gibt es eine Karikaturen-Krise. Zeichner Lars Vilk wird von Al Qaida bedroht. Die Regierung versucht eine Eskalation zu vermeiden.

Lars Vilk gibt sich gelassen. Nach den Morddrohungen des irakischen Arms von Al Qaida trat der schwedische Künstler und Kulturtheoretiker am Sonntagabend im Fernsehsender SVT auf. „Schön, dass nun auch die Al Qaida an meinem Kunstprojekt beteiligt ist, neben der schwedischen Regierung und anderen äußerst engagierten Akteuren“, sagte er mit einem leicht verzweifelten Lächeln. Er werde nach der Sendung nach Hause fahren und sich im Obergeschoss seines Hauses verbarrikadieren. „Denn wenn jemand unten einbricht, habe ich noch Zeit, Verstärkung herbeizurufen“, sagte er. Der irakische Arm von Al Qaida hatte am Wochenende ein Kopfgeld von 100 000 Dollar auf Vilk ausgesetzt. Vilk wird nun von der Polizei beschützt und musste am Montag dann auch seine Wohnung verlassen. Auch der Chefredakteur der Lokalzeitung, die Volks Mohammed-Karikaturen gedruckt hatte, wird nun geschützt.

Die großen muslimischen Organisationen Schwedens haben die Morddrohung scharf verurteilt, die Veröffentlichung von Vilks Zeichnungen jedoch ebenfalls kritisiert. Auch der rechtsliberale schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt äußerte sich zu den Morddrohungen. „Ich akzeptiere keine Form von Bedrohung, die sich gegen schwedische Mitbürger richtet“, sagte er. Im Umgang mit der Mohammed-Krise hat Reinfeldt bisher Geschick bewiesen. Dies attestierte ihm sogar Mona Sahlin, Vorsitzende der oppositionellen Sozialdemokraten. Reinfeldt bedauerte, dass sich Muslime gekränkt fühlen, verteidigte jedoch gleichzeitig die Meinungsfreiheit in Schweden. Der schwedische Botschafter in Saudi-Arabien entschuldigte sich zudem bei der Organisation Konferenz der Islamischen Staaten „für die Kontroverse, die die Veröffentlichung der verletzenden Darstellung“ des Propheten Mohammed ausgelöst habe.

Vilk hatte in der schwedischen Lokalzeitung „Nerikes Allehanda“ unter anderem Mohammed als Hund im Kreisverkehr dargestellt. In der arabischen Welt ist über den Fall zwar berichtet worden, anders als beim Streit um ähnliche Karikaturen vor einem Jahr in Dänemark lösten sie aber keine öffentlichen Demonstrationen aus. Die Chefredakteurin der ägyptischen Vierteljahreszeitschrift „Demokratie“, Hala Mustafa, sieht in dem Ausbleiben jeglicher Reaktion in der arabischen Welt den Beweis dafür, dass die Proteste vom vergangenen Jahr „fabriziert“ worden seien. Aber die „Erpressung des Westens“ habe nicht funktioniert und daher verzichte man dieses Mal auf die Organisation angeblichen Volkszorns, sagte Mustafa dem Tagesspiegel.

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