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Schweinegrippe: Bundesregierung streitet Vorwurf einer Zwei-Klassen-Medizin ab

Soldaten, Bundespolizisten und Minister bekommen einen anderen Impfstoff gegen die Schweinegrippe als der Rest der Bevölkerung. Die Regierung weist Kritik daran von sich.

Die Bundesregierung hat Vorwürfe einer Zwei-Klassen-Medizin bei der geplanten Massenimpfung gegen Schweinegrippe entschieden zurückgewiesen. Es gebe keine "Zwei-Klassen-Impf-Gesellschaft", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. Regierungsmitglieder bekämen – wenn sie wollten – beim Hausarzt denselben Impfstoff mit Wirkstoffverstärker wie der Rest der Bevölkerung. Mitarbeiter der Krisenstäbe, der Bundespolizei sowie Soldaten erhielten Impfstoff ohne Wirkstoffverstärker – aber nicht, weil er etwa weniger Nebenwirkungen hätte, sondern weil dieser Stoff auf anderer vertraglicher Grundlage bestellt worden sei.

Die Bundesregierung habe für sich demnach keinen besseren Impfstoff gegen die Amerikanische Grippe als für den Rest der Bevölkerung bestellt, sagte Wilhelm. Entsprechende Meldungen wies er entschieden zurück. "Sie entbehren jeder Grundlage", sagte Wilhelm. "Richtig ist, es gibt keinen besseren oder schlechteren Impfstoff." Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Klaus Vater, sagte, der Impfstoff für die Mehrheit habe entscheidende Vorteile, weil er in größerer Menge zu produzieren sei sowie breiter wirke. Der Virologe Alexander Kekule bekräftigte dagegen seine Kritik am Impfstoff für die breiten Massen. Damit geimpfte Menschen würden möglicherweise tagelang arbeitsunfähig. "Da hat man sich offensichtlich überlegt, dass bei Politikern und vor allem auch bei Soldaten man keine Ausfälle riskieren will", sagte Kekule dem NDR.

Alle drei von der Europäischen Union zugelassenen Stoffe seien in Wirksamkeit und Verträglichkeit vergleichbar. Für die Regierung und nachgeordnete Bundesbehörden sind 200.000 Dosen eines Impfstoffs vom US-Hersteller Baxter International ohne sogenannte Wirkverstärker vorgesehen. Dieser Impfstoff hat Experten zufolge weniger Nebenwirkungen als das Konkurrenzprodukt von GlaxoSmithKline. Von diesem Mittel sollen künftig 50 Millionen Dosen in Deutschland bereitstehen.

Der Chef der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking, erwartet eine geringere Impfbereitschaft als Folge der Debatte. "Ich rechne damit, dass sich dadurch noch mal fünf Prozent weniger impfen lassen", sagte er dem Tagesspiegel. Privatversicherte erhalten Impfstoffe gegen Schweinegrippe mit Wirkstoffverstärker wie gesetzlich Versicherte auch. "Privatversicherte bekommen dasselbe wie alle", sagte der Sprecher des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV), Stefan Reker.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters

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